U-Verlagerung Hausen
- U-Verlagerungen in Thüringen
- Dienstag, 24. Oktober 2023 16:44
- Mittwoch, 25. Oktober 2023 13:50
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- minehunters
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U-Verlagerung Hausen
Der Deckname „Hausen“ mit der Objektnummer 1159[4] wird in einem Nachtrag vom 8. Januar 1945 eindeutig gelistet. Im Buch „Decknamenverzeichnis deutscher unterirdischer Bauten des zweiten Weltkrieges“ von Hans Walter Wichert steht auf Seite 125 unter dem Decknamen Hausen „Schiefergrube Kühler Morgen[2] bei Rollensdorf. Rollendorf ist ein nicht existierender Orts/Dorf Name. Hans Walter Wichert ist hier schlicht ein kleiner Fehler unterlaufen. In uns gesichteten alten Unterlagen war der Name nur halb leserlich. So dass wir nach der Grube suchten. Der Name der Grube gibt es mehrmals in Deutschland aber nicht im Schiefer. Hier fanden wir nur eine Grube bei Röttersdorf. Statt Rollensdorf müsste im Buch Röttersdorf stehen.
In den vielen Decknamenlisten aus dem Internet ist herauszulesen das die Firma „Berliner Maschinenbau AG“ zuletzt in der U-Verlagerung Hausen produzieren sollte. Zuvor am 27. Oktober 1944 wurde die Schiefergrube Kühlermorgen für die Maschinen- und Gerätebau GmbH aus Wöllersdorf gesperrt. Sie wollte in der Grube Hydraulikgeräte produzieren. Für dessen Fertigung waren 1500 m² Arbeitsfläche vorgesehen. Im November 1944 wurde der Bergwerksbetrieb der Grube Kühler Morgen bei Röttelsdorf gesperrt und es begannen die Vorbereitungen für die untertägige kriegswichtige Produktion. Ob in der später fertiggestellten untertägigen Anlage Flugzeugteile produziert werden sollten ist uns jedoch Schleierhaft. Denn schaut man sich die Firma genauer an liest man hier drüber nichts.
Berliner Maschinenbau AG
Am 3. Oktober 1852 gründete Louis Schwartzkopff bei Berlin die Eisengießerei und Maschinen-Fabrik von L. Schwartzkopff welche später dann zur BMAG, vollständige Firmenname „Berliner Maschinenbau-Actien-Gesellschaft“ wurde. Dies geschah am 1. Juli 1870 denn wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Firma stellte wenige Jahre später im Jahr 1876 ihren ersten Torpedo vor. Somit lange vor dem Ersten Weltkrieg begann die BMAG als erstes Unternehmen im Deutschen Reich mit der Produktion von Torpedos. Damit war die Firma in beiden Weltkriegen ein bedeutender Lieferant dieser Waffen. Zudem war die Firma auf dem Lokomotiv- und Allgemeine Maschinenbau (Dampfmaschinen, Kompressoren) spezialisiert und immer voll ausgebucht.
Hat sich hier wieder ein Fehler in das Standardwerk für U-Verlagerungen des dritten Reiches eingeschlichen oder hat die Firma im geheimen Flugzeugteile produziert? Wir gehen von ersten aus. Das die U-Verlagerung Hausen nie angefangen wurde kann man durch Akten des Bergamt Weimar widerlegen. Denn das Bergamt Weimar schrieb am 31. Januar 1945 zu Baufortschritt der strenggeheimen untertägigen Anlage mit dem Decknamen „Hausen“ folgendes ,,Im Abbauort 2 und 3 wurden Berge gefördert. Die Abbauorte 4 und 5 wurden beräumt. Im Abbauort 5 ist Beton eingebracht und die elektrische Lichtanlage installiert worden. Über Tage ist die Spalthütte als Aufenthaltsraum hergerichtet worden. Es besteht Mangel an 300 - 400 Stück Schwellen zum Errichten eines Stapels für nachgiebigen Ausbau zur Unterstützung der Firste.“
Im letzten Bericht am 3. März 1945 schrieb das Bergamt:
„Das Beräumen der gestörten Firste ist zu 80% fertiggestellt. Erweitert wurden: +601 m-Sohle auf eine Länge von 50 m und +590 m-Sohle auf eine Länge von 10 m. Im Abbauort 5 ist das elektrische Licht installiert. Über Tage ist der Aufenthaltsraum für die Belegschaft fertiggestellt. Es besteht weiter großer Mangel an Bergleute.“
Bergbau - Schiefergrube Kühler Morgen
Das Gelände, die Historie und die U-Verlagerung Hausen
Der Abbau von Schiefer in der Schiefergrube Kühler Morgen ruhte bis kurz vor Kriegsanfang und wurde erst während dem zweiten Weltkrieg wieder aufgenommen. Die Schiefergrube Kühler Morgen verfüge über drei Sohlen und einen über 40 Meter tiefen Tagebau. Die Grube Kühler Morgen ist relativ jung, wenn man sich andere Gruben so im Umkreis betrachtet. 1872 muten Bernhardt Strubel und Bernhardt Schreer, welche beide aus Weitisberga kamen, KÜHLER MORGEN I & KÜHLER MORGEN II in der Flur Röttelsdorf über das Feld von Frisch Glück.
Die untertägigen Produktionsflächen sollten nach dem Krieg gesprengt werden, dies konnte jedoch verhindert werden. Dem Bergbaubetreibenden wurde darauf die Auflage gemacht die gesamten Stollen und Räume vollständig mit Abraum zu verfüllen. Es wurde ein Zeitraum von 6-7 Monaten ausgemacht um dies zu Erfüllen. Dazu kam es aber nicht aufgrund von erheblichem Mangel an Arbeitskräften die hierfür nötig gewesen wären. Kurze Zeit später entschloss man sich den Tagebau zu fluten und es stand hierdurch ein Wasserschutzgebiet welches heut noch besteht! Die ehemaligen Stolleneingänge liegen heute im eingezäunten Schutzgebiet der Wasserversorgung und sind vollkommen geflutet. Der Wasserstand liegt selbst über dem Niveau der ehemaligen Baracken und Maschinensockel.
Bereits vor 2020 wird das Gelände großräumig mit Kameras und Bewegungsmeldern überwacht und dient der Sicherung des Grundwassers bzw. Trinkwasserversorgung! Die Trinkwasserversorgung am Trinkwasserschutzgebiet Kühler Morgen / Wachtersbruch unterliegt dem Zweckverband Wasser und Abwasser Lobensteiner Oberland kurz WALO
Die ehemalige Schiefgrube Kühler Morgen erstreckt sich über eine Bodenfläche von über 25 Hektar. Der Tiefste Punkt liegt bei 609 Metern über den Meeresspiegel und der Höchste Punkt liegt bei ca. 665 Metern und ist eine alte Halde. Wie man also aus dem zuvor gelesen Text des Bergamtes erlesen konnte ist die gesamte ehemalige U-Verlagerung unter Wasser. Der Wasserstand vom Tagebau ist seit 2016 stetig gestiegen. Ob das gewollt ist oder nur vom Wetter anhängig war für uns Langezeit unklar. Über Google Earth kann man in einer Aufnahme vom 22.09.2019 deutlich erkennen das das Gebäude (Betriebsgebäude/Baracke) nicht Unterwasser stand. Das liegt daran das im Oktober 1974 zwei Bohrungen von dem Tagebau (Sohle) zum Schacht gesetzt wurden. Somit ändert sich der Wasserstand durch die unterschiedliche Entnahme des Trinkwassers von Jahr zu Jahr. Das mittlerweile Unterwasser stehende Haus ist das ehemalige Fördermaschinenhaus welches im Wk2 bei der Sperrung der UV Hausen als Baracke genutzt wurde.
Da nicht alle Sohlen der Grube für die Untertage Verlagerung genutzt werden sollten sind Sohlen für eine eventuelle Einlagerung in Betracht gezogen worden. Ob es dazu kam wird wohl nie geklärt werden. Der Verlagerungsbetrieb wurde auch als Werk II geführt und in einem vor kurz erschienen Buch als Untertage-Verlagerung Hansen erwähnt. Hierbei wird es sich vermutlich einfach nur um einen Tipp-Fehler handeln. In der ehemaligen Grube die auch „Kleiner Oertelsbruch“ genannt wurde bat mehrere tausend m² Platz für die Rüstungsindustrie. Warum nur ungefähr 1500 m² beantragt wurden ist sehr merkwürdig.
Betonfundement Unterwasser
Maschinen Haus
Lochstein
weiterer Lochstein
gefluteter Tagebau
Quellen
[1] Dörfer, Gleichmann: "Geheimnisvolles Thüringen - Militärobjekte des Dritten Reiches", Heinrich-Jung-Verlagsgesellschaft mbH, Zella-Mehlis/Meiningen 2011
[2] Hatt: "Ignorierte Geheimobjekte Hitlers", Verlag Heinrich Hattenhauer, Ludwigsstadt 1995
[3] Barteld, Scheidig, Schein: "Thüringisch-Fränkischer Schieferbergbau, Band 4", Verlag Barteld, Berga/Elster 2022
[4] Wichert: "Decknamenverzeichnis deutscher unterirdischer Bauten des zweiten Weltkrieges", Verlag Schulte, Marsberg 1993