Altbergbau im Ruhrgebiet
Kleine Berichte über ein paar Zechen und Abbaugebiete aus dem Ruhrgebiet:
- Erzschacht AV 4-5 Marl
- Zeche Westhausen
- Altbergbau im Muttental
- Zeche Waltrop
- Zeche Minister Achenbach
Der Steinkohlen– und Erzbergbau im Ruhrgebiet wird Ruhrbergbau genannt. Der Ruhrbergbau kann auf eine über 1000-jährige Geschichte zurückblicken. Überall im Ruhrgebiet findet man noch heute Relikte des damaligen Steinkohlen und Erzbergbaus.
Der Ruhrbergbau ist ein zentraler Bestandteil der deutschen Industriegeschichte und prägte die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung des Ruhrgebiets maßgeblich. Über Jahrhunderte hinweg entwickelte sich die Region zu einem der wichtigsten Zentren für den Abbau und die Verarbeitung von Steinkohle. Hier ein Überblick über die Entwicklung, Bedeutung und den Wandel des Bergbaus im Ruhrgebiet:
Geschichte des Ruhrbergbaus
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Frühe Anfänge (14.–16. Jahrhundert)
- Erste Hinweise auf den Steinkohlenabbau im Ruhrgebiet stammen aus dem späten Mittelalter.
- Die Kohle wurde an der Erdoberfläche in Flözen entdeckt und zunächst für lokale Zwecke genutzt.
- In Stollen nahe der Flussläufe (z. B. Ruhr, Emscher) wurde Kohle manuell gefördert.
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Aufstieg durch die Industrialisierung (18.–19. Jahrhundert)
- Die steigende Nachfrage nach Brennstoffen für Dampfkraftwerke und die Eisen- und Stahlindustrie führte zu einer intensiven Ausweitung des Bergbaus.
- Tiefbau ersetzte den Stollenbergbau, da die Kohleflöze in größere Tiefen reichten.
- Technische Innovationen wie Dampfmaschinen erleichterten den Abbau und die Wasserhaltung.
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Blütezeit des Ruhrbergbaus (20. Jahrhundert)
- Das Ruhrgebiet wurde eines der wichtigsten Steinkohlenreviere der Welt.
- Große Bergwerke wie die Zechen Zollverein (Essen), Zeche Prosper-Haniel (Bottrop) und Zeche Consolidation (Gelsenkirchen) prägten die Region.
- Millionen von Menschen, darunter viele Migranten, fanden Arbeit im Bergbau.
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Strukturwandel und Niedergang (ab 1950er Jahre)
- Sinkende Nachfrage, billigerer Import von Kohle und die Konkurrenz durch Erdöl und Erdgas führten zu einer schrittweisen Stilllegung der Zechen.
- Die letzte aktive Zeche im Ruhrgebiet, Prosper-Haniel, wurde 2018 geschlossen.
Arbeitswelt im Ruhrbergbau
- Gefahren und Härte:
- Der Beruf des Bergmanns war hart und gefährlich, geprägt durch Dunkelheit, Hitze, Staub und das Risiko von Schlagwetterexplosionen oder Grubenunglücken.
- Solidarität:
- Der Bergbau schuf eine enge Gemeinschaft unter den Bergleuten, die oft als "Kumpel" bezeichnet werden.
- Diese Solidarität prägte auch das soziale und kulturelle Leben im Ruhrgebiet.
Wichtige Bergwerke im Ruhrgebiet
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Zeche Zollverein (Essen)
- Heute UNESCO-Weltkulturerbe und Symbol für die Industriekultur des Ruhrgebiets.
- Bekannt für ihre beeindruckende Architektur und als „schönste Zeche der Welt“.
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Zeche Prosper-Haniel (Bottrop)
- Die letzte aktive Steinkohlezeche im Ruhrgebiet, die 2018 stillgelegt wurde.
- Symbolisiert das Ende einer Ära.
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Zeche Nordstern (Gelsenkirchen)
- Heute ein kultureller Standort mit Ausstellungen und Veranstaltungen.
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Zeche Ewald (Herten)
- Früher ein wichtiger Förderstandort, heute ein Beispiel für die Nachnutzung als Gewerbe- und Kulturstätte.
Bedeutung des Ruhrbergbaus
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Wirtschaftliche Bedeutung:
- Steinkohle war der Motor der Industrialisierung in Deutschland.
- Das Ruhrgebiet wurde zum Zentrum der Schwerindustrie, insbesondere der Eisen- und Stahlproduktion.
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Soziale und kulturelle Prägung:
- Der Bergbau prägte die Mentalität der Menschen im Ruhrgebiet: Gemeinschaft, Zusammenhalt und Arbeitsmoral.
- Zahlreiche Traditionen wie das Steigerlied oder die Feier des Barbaratags (Schutzpatronin der Bergleute) sind erhalten geblieben.
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Ökologische Auswirkungen:
- Der Abbau hinterließ Spuren in der Landschaft: Bergsenkungen, Halden und Schäden an der Umwelt.
- Der Strukturwandel hat zu umfangreichen Renaturierungsprojekten geführt.
Heutige Bedeutung und Nachnutzung
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Industriekultur und Tourismus:
- Orte wie die Zeche Zollverein, das Deutsche Bergbau-Museum Bochum und das Ruhr Museum ziehen Touristen aus aller Welt an.
- Zahlreiche ehemalige Zechen und Halden wurden in Freizeit- und Kulturstätten umgewandelt.
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Renaturierung und neue Nutzungen:
- Ehemalige Tagebauflächen und Halden wurden in Parks, Seen oder Wälder umgestaltet (z. B. Haldenlandschaften wie die Halde Hoheward).
- Die Internationale Bauausstellung (IBA) Emscher Park setzte innovative Akzente zur Umgestaltung der Region.
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Identität des Ruhrgebiets:
- Der Bergbau bleibt tief in der Identität der Menschen im Ruhrgebiet verankert.
- Auch wenn keine Kohle mehr gefördert wird, lebt das kulturelle Erbe in Liedern, Geschichten und Traditionen weiter.
Fazit
Der Ruhrbergbau war nicht nur ein wirtschaftlicher Motor, sondern auch ein prägender Faktor für die Kultur und Identität des Ruhrgebiets. Trotz des Niedergangs der Kohleindustrie hat sich die Region erfolgreich gewandelt und nutzt ihr industrielles Erbe als kulturellen und touristischen Schatz. Der Bergbau ist ein Symbol für die Geschichte und den Wandel dieser einzigartigen Region.