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Altbergbau in Witten - Das Bethaus im Muttental

 

Eingangsschild am Bethaus Eingangsschild am Bethaus

Wenn man den Bergbaurundweg im schönen Muttental entlang läuft, begegnet man zwangsläufig auch dem Bethaus der Bergleute. Das zweigeschossige Haus liegt direkt an dem Muttenbach und beherbergt heute ein kleines bergbaugeschichtliches Museum. Das Bethaus steht wegen seiner historischen Bedeutung für den frühen Ruhrkohle-Bergbau seit 1971 unter Denkmalschutz. Es besteht aus zwei Teilen, die nacheinander in den Hang gebaut wurden. Der vordere Teil des Hauses wurde in den Jahren 1830 und 1831 aus Bruchsteinen erbaut. Dieses ist auch der ältere Teil des Gesamtgebäudes. Das Bethaus wurde als Gemeinschaftsobjekt von folgenden Zechen gesponsort: Zeche Aufgottgewagt, Zeche Louisenglück, Zeche Morgenstern, Zeche Östersbank und Zeche Turteltaube. Alle Kohlengruben lagen in unmittelbarer Nähe und beteiligten sich an den Bau- und Einrichtungskosten in Höhe von 564 Reichstalern und 15 Silbergroschen.

 

Das Baugrundstück stellte der Freiherr Ludwig von Elverfeld zur Verfügung. Im Untergeschoss wurde die Schmiede und ein Materiallager eingerichtet. In dem Lager wurde hauptsächlich das Gezähe der Bergleute gelagert. Die Schmiede diente dazu, dass Gezähe wie Meißel oder Keilhauen wieder zu schärfen oder zu härten. Auch alles Andere aus Eisen (Achsen, Reifen der Hunte...) konnte der Schmied wieder für die Arbeit schüssig machen. Im Obergeschoss des Bethauses befand sich der Betraum und der Versammlungsraum für die Bergmänner. Hier trafen sich die Kumpels vor der Schicht und besprachen alles Wichtige mit dem Schichtmeister. Man traf sich im Versammlungsraum vor und nach der täglichen Schicht. Das hatte mehrere Vorteile: Die Arbeitszeiten wurden so kontrolliert und wenn alle Bergleute wieder vollzählig von ihrem Arbeitsplatz im Stollen zurück kamen, wusste man, dass niemandem etwas zugestoßen war. (heute läuft sowat mit Strichcode...) In dem Türmchen auf dem Bethaus befand sich die Schichtglocke, die die Arbeitszeit der Bergmänner ein- und ausläutete.

Natürlich wurde im Bethaus auch gebetet. Genauere Angaben gibt es zwar nicht, aber ein Schriftstück des Bergamtes aus dem Jahre 1781 beschreibt, das den Bergleuten hohe Strafen drohten, wenn sie nicht pünktlich zum Morgengebet erschienen. Etwa 100 Bergmänner fanden sich jeden Morgen in dem Bethaus im Muttental ein. Dieses Bethaus war übrigens nicht das einzige seiner Art im Ruhrbergbau. Ein Weiteres befand sich ganz in der Nähe, beim Schacht Neptun der Zeche Nachtigall. (Besucherbergwerk)

Das Bethaus im Muttental Das Bethaus im Muttental

Als sich die Kohlenvorräte der kleinen Stollenzechen rund um das Bethaus im Jahre 1837 immer mehr dem Ende zu neigten, waren einige Kohlenzechen gezwungen ihren Betrieb einzustellen. Andere Gruben gingen zum Tiefbau über und verlagerten ihre Grubenfelder mehr in östlicher Richtung. Eine neue Zechenschmiede wurde beim Schacht Jupiter errichtet. Deshalb beantragte Constanz Heck, der Sprecher der Gewerkevereinigung der beteiligten Zechen am 24.08.1837 beim Bergamt die gemeinschaftliche Schmiede mit Bethaus wieder aufzulösen. Nach der Auflösung fiel das Gebäude dem Grundstücksbesitzer Ludwig von Elverfeld zu. Er zahle dafür eine Entschädigung von 100 Reichstalern, die anteilig an die verbliebenden Zechen ausgezahlt wurden. Das Inventar wurde versteigert und brachte somit noch einmal 145 Reichstaler zusätzlich ein. Auch dieser Betrag wurde zu gleichen Teilen an die Zechen Louisenglück, Morgenstern, Turteltaube, Aufgottgewagt und Östersbank ausgezahlt.

Nach der Schließung des Bethauses im Jahre 1838 wurde es zunächst sehr ruhig um das alte Bruchsteinhaus im Muttental. Aber nachdem sich Heimatfreunde für das Bethaus stark gemacht hatten, wurde es 1971 unter Denkmalschutz gestellt. Nach einer grundlegenden Restaurierung des historisch bedeutsamen Gebäudes, welche mit erheblichen Geldmitteln des Landes NRW und dem Deutschen Bergbaumuseum in Bochum finanziert wurde, eröffnete das Bergbaumuseum "Bethaus" im Jahre 1974 mit einer kleinen Ausstellung im unterem Gebäudeteil. Im Jahre 1992 wurde die Ausstellung erweitert. Im ehemaligen Betraum, im Obergeschoss befindet sich heute immer noch ein Versammlungsraum, in dem auch Getränke und Snacks dem wanderndem Bergbaufreund angeboten werden...

Ausstellung im Bethaus Ausstellung im Bethaus

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