Eisenerzbergbau im Siegerland
Die Grube Stahlberg in Müsen
Das Besucherbergwerk befindet sich in Müsen und bietet allen interessierten Gästen ein kleines, aber feines Bergbau-Museum in dem ehemaligen Bethaus der Zeche, sowie die Möglichkeit einer Befahrung des Tiefen Müsener Stollens, sofern man keine Angst vor engen, kalten, feuchten unterirdischen Räumen und Stollen hat. Da wir dem gerade eben Genannten nicht ganz abgeneigt sind, freuten wir uns auf eine schöne Befahrung des Tiefen Müsener Stollens, auch Stahlberger Erbstollen genannt, vor allem um dem draußen vorherrschenden Dauerregen zu entfliehen, aber irgendwie war es im Stollen auch nicht viel trockener, nur dass das (Gruben-) Wasser nun mehr von unten, von der Stollensohle her kam. Ich will hier auch nicht zu viel über unsere Befahrung schreiben, denn erstens sprechen die gleich folgenden Fotos für sich und zweitens möchte ich, dass wenn ihr gleich diesen Text zu Ende gelesen habt, euren Rechner ausschaltet und euch augenblicklich auf den Weg nach Müsen macht, um das Besucherbergwerk mit eurem Besuch zu unterstützen. Die Adresse steht unter diesem Text. Bis dahin und nochmals Glückauf...
Stollenmundloch Stahlberger Erbstollen
Bethaus der Grube Stahlberg
Ausstellung im Bethaus
Glück Auf ...
Das ehemalige Müsener Bergrevier befindet sich im nordöstlichen Siegerland, hart an der Grenze zum Sauerland. Im Erzrevier Müsen gab es über 100 kleinere und größere Bergwerke, welche überwiegend Weiß- und Bunt Erze förderten. Lediglich zwei größere Gruben, die Bergwerke "Brüche" und "Stahlberg", waren Eisenerz-Zechen. Heute sind noch zahlreiche Relikte in Form von verschütteten Stollenmundlöchern, alten Halden, Pingen und Fundamente der Grubengebäude der einstigen Erzbergwerke in den bewaldeten Anhöhen rund um die Ortschaft Müsen zu finden. Ein bergbauhistorischer Wanderweg mit vielen nützlichen Hinweistafeln führt den Besucher durch das malerisch reizvolle Waldgebiet des Siegerlandes. Das dem Siegerländer Erzrevier angehörige Bergrevier Müsen hatte eine Fläche von knapp 330 km² Ausdehnung. Die beiden größten Städte des Müsener Reviers sind Hilchenbach und Kreuztal.
Als im Jahre 1960 der neue Müsener Dorfbrunnen erbaut wurde, fand man auf der Pfarrwiese die Reste von Rennöfen, welche schon aus keltischer Zeit stammten und zur Verhüttung von Eisen dienten. Weitere Ausgrabungen ergaben, dass die Bergbausiedlung Altenberg, heute ein touristisch erschlossenes Ausflugsgebiet nordwestlich oberhalb von Müsen, schon aus dem 13. Jahrhundert stammte. Auch dort führt ein gut beschilderter Wanderweg durch die frühzeitlichen Relikte des Bergbaus im Müsener Revier. Die erste schriftliche Erwähnung sämtlicher Bergwerke in diesem Revier stammt aus dem Jahre 1529, wobei die Grube "Glücksanfang" als eine der Ersten im Müsener Bergrevier galt. Erst ab dem Jahre 1830 gab es Statistiken bezüglich der Fördermengen und Belegschaftsstärke der Erzbergwerke. 1837 standen 79 Bergwerke im Müsener Revier in Förderung. Insgesamt waren in den oftmals Kleinzechen rund 317 Bergmänner beschäftigt, welche eine zusammen eine Fördermenge von 757 Tonnen Bunterze und 2.200 Tonnen Eisenerze zu Tage brachten.
Strecke im Tiefen Müsener Stollen
Abbaufeld
Stempel in der Abbaukammer
Der Eingang für die "wichtigen" Bergmänner
Im Zentrum des Müsener Erzbergbaureviers liegt die Grube Stahlberg. Die erste urkundliche Erwähnung der Eisenerzzeche stammt aus dem Jahre 1313. Das Bergwerk stand also über 600 Jahre in kontinuierlichen Betrieb, ehe es im Jahre 1931 endgültig stillgelegt wurde. Erhalten geblieben sind heute nur noch wenige Relikte der Grube Stahlberg. Übertage steht nur noch das 1830 erbaute Bethaus der Bergleute auf dem Zechengelände. In dem Bethaus ist, wie eben schon beschrieben, das kleine Bergbaumuseum der Grube Stahlberg untergebracht. Erbaut wurde das Bethaus bereits 1846. In dem Museum können eine Vielzahl von montanhistorischen Artefakten, wie Werkzeuge des Bergmanns (Gezähe), diverse Fundstücke, Maschinen, Kleidung aber auch Grubenrisse und alte Urkunden bestaunt werden. Untertage ist natürlich noch der Stahlberger Erbstollen, oder auch der Tiefe Müsener Stollen, beide Namen bezeichnen den selben Stollen, und ein Teil der untertägigen Erzabbaugebiete vorhanden. Der größte Teil der Grube ist leider abgesoffen, und/oder verstürzt. Aber eine Befahrung durch den Stahlberger Erbstollen, welcher zwischen den Jahren 1974 und 1978 zum Besucherstollen hergerichtet wurde, lohnt sich.
Der Tiefe Müsener Stollen wurde zwischen den Jahren 1740 und 1780 als Wasserlösestollen der Eisenerzgrube Stahlberg durch den Berg getrieben. Schon seit 1974 kann der Bergwerksstollen im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Der Stahlberger Erbstollen hat eine Länge von 1.144 Metern. Die Grube Stahlberg gehörte bis zum Jahre 1861 dem Bergamt Siegen, ehe sie dann eigenständig agierte. Neben den Gruben, die sich im oder am Ort Müsen befanden, zählten noch viele kleinere Bergwerke und Stollenzechen mit zum Müsener Bergrevier. Insgesamt gab es ungefähr 130 verschiedene Erzbergwerke im Erzrevier Müsen, davon allein 50 Zechen in und rund um Müsen. Das wichtigste und größte Bergwerke im Umland war die Erzzeche "Schnellenberg" bei Beienbach. Andere, kleinere Gruben befanden sich in Burgholdinghausen, Helgersdorf, Littfeld oder Ferndorf. In Kreuztal-Ferndorf befindet sich auch das Mundloch des "Kronprinz Friedrich Wilhelm Erbstollen", welcher zwischen den Jahren 1825 und 1875 errichtet wurde und eine Gesamtlänge von rund 4.000 Metern hat. Der Kronprinz Friedrich Wilhelm Stollen war der wichtigste Wasserlösestollen im Bergrevier Müsen.
Stollenmundloch Kronprinz Friedrich Wilhelm
Hunt und Bohrer im Bergbaumuseum
Eismann vor einer Haspelwinde
Damica vor Ort
Die Grube Stahlberg war das älteste Eisenerzbergwerk im Bergrevier Siegen. Ein mächtiges Spateisenlager, welches am Stahlberg zu Tage tritt, war der Ausgangspunkt der Bergbauaktivitäten in Müsen. Der sogenannte "Stahberger Stock" wurde zunächst im reinen Tagebaubetrieb abgebaut, ehe man dem Lager mittels Stollen und Schächten folgte. Der Berg wurde nach der Qualität des Eisens benannt, welches sich aus dem Spateisenerz herstellen ließ. (Spateisenstein = Stahlstein) Im Jahre 1611 wurde der Molzekuhler Stollen angelegt. Danach, 1631 schlossen sich elf kleine Bergwerke am Stahlberg zu einer Gewerkschaft zusammen. Am 22. Oktober 1825 und am 26. Juni 1880 fanden weitere Konsolidationen statt. Eigentümer der Erzgrube Stahlberg wurden sechs Stahlhütten; zwei aus Müsen und je eine aus Lohe, Allenbach, Dahlbruch und Burgholdinghausen. Diese hatten allein das Recht das Eisenerz aus den Müsener Gruben zu verhütten, um daraus den guten Stahl herzustellen. Nachdem im Jahre 1855 erstmalig auf der Zeche eine Dampfmaschine errichtet wurde, entfiel ab diesem Zeitpunkt die Förderung durch Wasserkraft. Ein neu erbautes Kunstrad im Inneren des Stollens erinnert an die frühzeitliche Erzförderung mittels Wasserkunst. Im Jahre 1905 wurde der schon bestehende Schacht 1 (Abgeteuft 1708) auf die 300-Meter-Sohle abgeteuft und die sich dort befindliche Erzlagerstätte angefahren.
Die Gesamtteufe von Schacht 1 beträgt 312,2 Meter mit Pumpensumpf. Danach wurde ein neuer Schacht, der Schacht 2, niedergebracht. Dieser Schacht mit modernen Fördereinrichtungen ausgestattet ging 1919 in Förderung. Ab dem 25. Oktober 1923 kam es aufgrund der Weltwirtschaftskrise zu einer vorübergehenden Stilllegung der Grube . Zu diesem Zeitpunkt waren 200 Bergleute in dem Bergwerk beschäftigt. Nachdem der Grubenbetrieb wieder aufgenommen wurde, erreichte man im Jahre 1929 die 600-Meter-Sohle. Die Gesamtteufe von Schacht 2 beträgt 669,6 Meter. Über eine Schmalspurbahn wurde das Erz bis zum Dahlbrucher Bahnhof gebracht. An diese Bahn waren auch die Rothenbacher Metallhütte, die Müsener Stahlhütte und die Grube Wilder Mann angeschlossen. Auf der Zeche arbeiteten bis zu 360 Menschen, zuletzt 152 Arbeiter und vier Angestellte. Die größte Fördermenge von Eisenerz wurde im Jahre 1930 erreicht. Gut 62.000 Tonnen Spateisenstein wurde in diesem Jahr gefördert. Am 31. März 1931 wurde die Grube Stahlberg stillgelegt. Bis dahin wurden rund 2.100.000 Tonnen Roherz
aus dem Stahlberg abgebaut..
Wasserlösestollen
die "neue" Wasserkunst im Stollen
Vielen Dank an Herrn Krause für die Erläuterungen und Führungen durch das Museum und den Stahlberger Erbstollen. Ebenso ein Dankeschön für die Geduld für unsere Fotografen und das wir auch "hier und dort" mal gucken durften. Zu guter Letzt ein "Glück Auf" an alle Betreiber, Vereinsmitglieder und Beteiligten des Besucherbergwerks Stahlberg... Wir sehen uns im nächsten Jahr wieder...
Befahrer: Bergmann, Damica, Dr.Klöbner, Eismann, Lampe und Sepp (Team untertage-übertage, komplett...)
Fotos: Bergmann und Eismann
Bericht: Eismann von ehemalig untertage-übertage, 2012