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U-Verlagerung Meerschaum

 

Für die Werkstätten des Torpedoarsenals Mitte aus Rudolstadt wurde eine Untertage-Verlagerung, nach Bombardierung des Werkes, geplant und genehmigt. Die U-Verlagerung für das Werk erhielt den Decknamen Meerschaum.  Es wurden geplant 11 Produktionsstollen mit je 500 m Länge und 30000 m2 Nutzfläche in den Berg zu treiben. Die Anlage sollte Zugang über 2 Fahrstollen erhalten. Ohne die Lüftungsstollen und Verbindungstollen hätte also die U-Verlagerung Meerschaum bei Fertigstellung eine Gesamtlänge von über 5500 Metern besäßen. Die beiden Fahrstollen hatten jeweils eine geplante Länge von 195 Metern. Alle 14 Meter sollte also einer der 5m breiten Produktionsstollen abzweigen. Die Lüftungsstollen über der eigentlichen Anlage sollten Fertiggestellt 4x240 Meter sein. Bei Endmontage der Anlage hätte diese 10 Stollenmundlöcher umfasst. Zwei Notausgänge ( bzw. Ein und Ausgänge) für das spätere Personal eingerechnet.

 

Mitte September 1944 wurden geologische Voruntersuchungen von der Bergbauabteilung des Reichswirtschaftsministeriums (RWM) und dem Reichsamt für Bodenforschung (das Technische Amt, des Reichsministerium für Rüstung und Kriegswirtschaft – kurz TA des RMfRuK) am Schenkenberg und der geplanten Stelle durchgeführt. Es wurden diverse Probebohrungen durchgeführt und ein kurzer kleiner Versuchstollen vorgetrieben um Aufschluss über das Gestein zu erhalten. Der kleine Versuchstollen lag vermutlich dort wo man den ersten Fahrstollen später vorantrieb. Zuständig war Professor Dr. Seidlitz, der damalige Sachverständige des Technischen Amts war der Leiter der "Thüringsche Geologische Landesuntersuchung" aus Jena, für die Untersuchung. Der Geologe vor Ort war Herr Hoppe aus Jena, welcher auch die Bergmännische Leitung von dem Stollenprojekt Meerschaum/Schwarza übernahm. Durch die vorherige Untersuchung war der Stollenneubau ohne weiteren Ausbau geplant.  Die Bauleitung des Geheimprojektes mit dem Decknamen Meerschaum hatte die Firma Dycherhoff und Widmann mit der Zweigniederlassung Jena.

Die oberste Bauleitung lag bei der OT-Einsatzgruppe IV (OT-Einsatzgruppe "Kyffhäuser" mit Sitz in Weimar), wie bei fast allen Untertage Projekten dieser Art in Thüringen. Der Stollenneubau gehört zur sogenannten „zweiten Welle“ nach dem Führerbefehl vom Mai 1944.

 

Mit Baubeginn im Oktober 1944 wurden die Baracken, Gleiskörper und Baubüros der OT erstellt und der Fuhrpark hergerichtet. Für das benötigte Baumaterial und für eine bessere Anbindung an das Straßennetz wurden zwei (Behelfs-)Brücken über die Saale errichtet. Die Fundamente dieser sind heute von an der Saale zu entdecken. Die normale Reichsbahnstrecke von Saalfeld und Blankenburg lag von der Baustelle nur 200 Meter entfernt. Es brauchte also nur eine Abzweigung verlegt werden und eine kleine Verladeanlage gebaut werden wo von dann das Schmalspurgleis zur Baustelle und später dann in die U-Verlagerung geht.  Die Schmalspurbahn hatte eine Spurweite von 60 Zentimetern. Ab Anfang bis Mitte November begann man mit der Stollenauffahrung. Eine Abtarnung des Baugeländes wurde von der Bau-OT nur als störend angesehen und daher nicht vollzogen.  Auf dem heutigen Sportplatz wurden die Baracken und der Rangierbahnhof der Lorenbahn errichtet. Die Stollenauffahrung vollzog sich über einen Fahrstollen Anfangs. Dieser wurde im inneren wie geplant verzweigt. Etwas später fing man dann mit dem zweiten Fahrstollen an. Neben beiden angefangen Fahrstollen kann man heute noch einen dritten Stollen im Gelände finden. Dieser wurde vermutlich als Sprengstofflager genutzt. Schriftliches darüber konnten wir jedoch nichts finden.

 

Die Auffahrung begann also ab Oktober 1944 im Buntsandstein. Baunummer der U-Verlagerung Meerschaum war 5120 welche passend ist zur 5er-Serie des Stollenneubauprogramms der Organisation Todt (OT). Meerschaum ist nämlich ein Stollenneubau im Schenkenberg. Dies bedeutet das zuvor noch keine Stollen vorhanden waren die man z.B. übernehmen hätte können. Die Objektnummer für Meerschaum lautet 512. In einigen Schriftstücken des Reichsministerium für Rüstung und Kriegswirtschaft taucht neben Meerschaum auch der Deckname Schwarza auf. Dieser Deckname wird das gleiche Projekt sein. Der Tarnname Meerschaum passt jedoch zum Decknamevergabeschema des Reichsministerium für Rüstung und Kriegswirtschaft (abgekürzt RMfRuK) aus der Gesteinskunde für einen Stollenneubau. Die neue Stollenanlage in der Schwarzawand (Schenkenberg) sollte für Torpedo Arsenal Mitte aus Rudolstadt (abgekürzt TAM) die neue zentrale und bombensichere Produktionsstätte Untertage werden. Die U-Verlagerung Meerschaum sollte jedoch nicht nur Produktionsstätte werden sondern  der Stollenneubau sollte auch mehrere Werkstätten, Befüll Anlagen und ein Lager sowie ein Reparaturbetrieb der Tornados beherbergen.
 

Durch Nachschubmangel an Baumaterial und mangelnder Arbeitskräfte wurden bis März 1945  von den geplanten 30.000 qm allerdings nur 4.200 qm Fläche fertiggestellt, wovon laut "Dorsch-Bericht" schon 3.000 qm Produktionsfläche von der "Fertigung" belegt sein sollten. Im Berg sind davon keine Indizien, die dies bestätigen würden, zu finden.  Der Querstollen ist nur Ansatzweise vorhanden und somit die Skizzierung im Dorschbericht falsch! Selbst die 4.200 qm Flächenangabe ist unkorrekt. Der Fahrstollen wurde legendlich angefangen und in ihnen die Abzweigung der ersten Querstollen. Die Querstollen betragen vielleicht eine Länge von 5m.

 

 

Einen noch ausführlicheren Bericht mit zusätzlich weiteren Randinformationen findet Ihr bei unseren Freunden und Kooperationsteam Untertage-Übertage:

http://untertage-übertage.de/Meerschaum.html

 

Fotogalerie U-Verlagerung Meerschaum

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