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Rothschönberger Stollen

Der Rothschönberger Stollen ist ein Entwässerungsstollen des Freiberger Reviers

 

Nach Silberfunden begann der Bergbau in der Region Freiberg im 12. Jahrhundert und ging mit Unterbrechungen bis 1969. Gefördert wurde in erster Linie Blei, Flussspat und Zink. Der Grund, auf dem Freiberg steht, ist durchlöchert wie Schweizer Käse. Immer mehr Gruben entstanden in der Freiberger Region und immer mehr kam der Wunsch auf einen Hauptentwässerungsstollen für das Bergbau Revier Freiberg vorzutreiben. Man begann an sich Gedanken zu machen und die ersten Vorschläge und Entwürfe nahmen Formen an. Der Oberberghauptmann von Herder schlug 1825 vor, die Grubenentwässerung durch den Bau des „Tiefen Meißner Erbstolln" grundsätzlich und endgültig zu lösen. Das Grubenwasser des Freiberger Reviers würde dann im natürlichen Gefälle und damit kostengünstig in die Elbe geleitet. 1838 war das Projekt fertig. Der Stollen sollte von Halsbrücke über Reinsberg nach Munzig führen. Von hier aus gab es drei Varianten zur Weiterführung des Stollens. Vorgeschlagen wurden Munzig-Zehren, Munzig-Scharfenberg oder Munzig-Meißen. Von Herder starb 1838, und der Bergmeister von Weißenbach wurde mit der Weiterführung des Projektes beauftragt. Technische und besonders finanzielle Gründe zwangen zu einer Kompromisslösung. So wurde das Projekt Rothschönberger Stolln geboren. Der Rothschönberger Stolln ist ein Wasserlösungsstollen des Brand-Erbisdorfer, Halsbrücker und Freiberger Bergreviers im sächsischen Erzgebirge und wurde von 1844 bis 1882 aufgefahren. Ganz genau wurde am Samstag den 04. Mai 1844 mit dem Bau begonnen. Um den Bau zu verkürzen wurden 7 Hilfsschächte (Lichtlöcher) abgeteuft und von ihnen Gegenortvortrieb begonnen. Für diese Bauweise wurde ein zentimetergenaues Zusammentreffen der Vortriebe vorausgesetzt. Dies war damals eine Markscheiderische (Vermessungstechnische) Meisterleistung! 1877 war der fiskalische Teil des Rothschönberger Stollens fertiggestellt mit den Baukosten für das damalige Königreich Sachsen von 7,1 Millionen Reichsmark. Exakt waren es 7.186.697,43 Mark und das war eine Überschreitung des Voranschlags von ganzen 79 % Um den gesamten Stollen fertigzustellen musste 1865 ein 8-tes Lichtloch abgeteuft werden und die Linienführung des Stollens geändert werden um die Fortsetzung ins Freiberger Revier und damit Durchfahrung des geologisch schwierigen Gebietes unter Halsbrücke zu meistern. Der fiskalische Teil, aus staatlichen Mitteln bezahlt, betrug 13,9 km. Die weiteren Kosten für die Stolln durch die Grubenfelder innerhalb des Reviers mussten die angeschlossenen Gruben selbst übernehmen. Am 21. März 1877 erfolgte der Durchschlag zwischen den beiden Teilen (zwischen Fiskalischen - und Revierstollenteil) des Rothschönberger Stollns. Damit konnten, nach 33 Jahren Bauzeit, die meisten Freiberger Gruben an den Rothschönberger Stolln angeschlossen werden und ihre Grubenwässer ableiten. Von der Gesamtlänge des Rothschönberger Stollen fallen 13.054m dem eigentlichen Stollen zu und 846m der Abzugsrösche. Insgesamt mit seinen Nebenanlagen (Flügelörter) besitzt der Rothschönberger Stollen eine Gesamtlänge von 50,9 km. Durch die mit Sandstein ausgemauerte Rösche des Stollens fließen ungefähr 400 bis 500 Liter Wasser pro Sekunde in die Triebisch. Der Stolln ermöglicht heute noch der TU Bergakademie Freiberg den Betrieb ihrer Lehrgrube bis in etwa 230 m Tiefe. Diese Lehrgrube kann wieder befahren werden. Hier geht es zu unserem kleinen Befahrungsbericht über die Reiche Zeche.

 

Wir haben uns überirdisch auf den Weg und die suche gemacht den Rothschönberger Stollen abzuwandern und seine übertägigen Relikte abzulichten. So wanderten wir von der Rösche zum Hauptmundloch zu den Lichtlöchern 1-8. Von den 8 Lichtlöchern sind heute noch 3 vollständig erhalten. Dies sind neben dem IV. Lichtloch bei Reinsberg noch das VII. und VIII. Lichtloch bei Halsbrücke. Die Lichtlöcher werden teilweise touristisch als Schauanlagen genutzt und von Vereinen betreut. Aber auch die nicht mehr vollständig erhaltenen Lichtlöcher haben wir ausfindig gemacht und teils mit ihren Röschen abgelichtet. Es war ein wundervoller Tag wo wir den Rothschönberger Stolln Übertage abwanderten.

 

Rothschönberger Stollen Übertage