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U-Verlagerung Lava


Wie fast alle Anlagen (z.B. Bauvorhaben B3, B11, B12, B13, B15 und B17) im Großraum Nordhausen gehörte auch B4 sprich U-Verlagerung Lava zum Rüstungs-Komplex Mittelbau-Dora.

Das Projekt B4 bei Stempeda / Nordhausen wurde in einem kleinen Gipssteinbruch in der Nähe des Ortes realisiert. Die Stollenanlage erhielt die Baunummer 516 und sollte eine Nutzfläche (Produktionsfläche) von 3.000 m² besitzen.

Zuvor wurde der Anhydrit-Steinbruch und die unmittelbare Umgebung vom Geologe Professor Dr. Schriel ausgiebig untersucht und schließlich für das Vorhaben für ausreichend befunden. Kurze Zeit später begannen die Architekten Hesse und Kamper mit der Planung und Berechnung der unterirdischen Anlage samt Baracken. Die Bauausführung der U-Verlagerung Lava ging zügig voran. So das der Baubeginn der Anlage B4 im August 1944 bereits war. Direkt vor dem alten Gipssteinbruch entstand zu Anfang ein kleines Lager aus insgesamt 6 Baracken. Etwas später baute man noch zwei Gebäude weiter oben im Hang. Die zuerst ersten Baracken dienten vornehmlich den Bauherren und der Einsatzleitung des Bauvorhabens. Vermutlich zogen diese dann später noch um in die fest gemauerten Gebäude oben im Hang (dies ist aber nicht belegt, bzw. wir haben nichts in Unterlagen finden können)

Die Geschichte der U-Verlagerung begann also nach der Fertigstellung der U-Verlagerung Heller die sich einige Kilometer weiter weg befand. Denn man übernahm die meisten Häftlinge von dieser untertägigen Baustelle. In dem Gipsmassiv bei Stempeda sollte nach Fertigstellung die Firma Junkers-Flugzeugbau aus Dessau einziehen, denn für diese wurde die Anlage vergeben. Die Firma aus Dessau wollte ein unterirdisches Presswerk sowie eine Produktionsstraße für die Jumo B4-Triebwerke in der großen Anlage errichten. Das Deckgebirge von über 40m war für dieses Vorhaben ausreichend.

Finanziert und Befehlsgewalt hatte die OT-Einsatzgruppe IV (Gruppe IV= Braunschweig, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen) die auch direkt bei Baubeginn eine Feldbahn zum Reichsbahnnetz errichten ließ um das benötigte Baumaterial und die benötigten Maschinen schneller und besser zu den Stollen bringen zu können. Die U-Verlagerung Lava welche ja vom Architekten Hesse und Kampe geplant wurde sollte drei Stollen mit 7 Querstollen erhalten:

  • Fahrstollen A
  • Fahrstollen B
  • Fahrstollen C
Man Begann mit der Mansfelder Kupferbergbau AG als Baufirma und Leitung und Mithilfe der Häftlinge der Thyrawerke (Projekt A5) die 3 Richtstollen (Fahrstollen) in den Berg zu treiben. Im festen Gebirge dann sollten diese dann durch die 7 Querstollen verbunden werden. Die Querstollen sollten später dann die Produktionskammern werden. Die Häftlinge waren im Außenlager „Heinrich“ untergebracht, welches im März 1944 eingerichtet wurde. Das Lager "Heinrich" war ein Außenlager vom Stammlager "Buchenwald", es wurde aber später, am 28. Oktober 1944, in das Komplexlager "Dora" integriert. Das Gefangenlager befand sich am Stadtrand von Rotleberode in der stillgelegten Porzellanfabrik Max Schuck. 903 Gefangene umfasste das Lager Heinrich am 31.Dezember 1944 und es kamen weitere Häftlinge noch bis zum 4.April 1944, am Tag der Evakuierung, hinzu. Nach der Evakuierung des Lagers zählt man 1.700 Häftlinge die jeden Tag mit der Feldbahn zum Stollenbau der U-Verlagerung transportiert wurden. Hier mussten sie die unterirdische Rüstungsfabrik unter unmenschlichen Bedingungen in den Berg treiben. Bis zum Tag der Befreiung haben die Zwangsarbeiter nicht ganz ein Viertel der geplanten Anlage vorgetrieben. Trotz dass die unterirdische und Bombensichere Untertage Verlagerung noch nicht fertiggestellt war wurde in ausgebauten Teilbereichen bereits produziert! In die ersten 3 Kammern (Querstollen) war bereits die Stollensohle betoniert und eine Lüftungsanlage installiert. Für die Produktion war im Fahrstollen A eine Kompressorkammer und Transformatorenkammer im Flügelort errichtet worden und der Fahrstollen diente als Versorgungstollen sowie auch der Fahrstollen C. Im Fahrstollen C war die provisorische Produktionsstraße mit einem kleinen Luftschutzbereich im Flügelort installiert worden. In der ersten Kammer war die Heizung & Transformatorstation und in der Kammer 2 wurde ein Tanklager und ein Materiallager eingerichtet. In der Kammer 3 stand dann die Tief-Zieh-Presse für die Flugzeug-Außenhaut. Die unterirdische Rüstungsfabrik für die Junkers-Werke mit dem Decknamen Lava produzierte also bereits für das Deutsche Reich.

Im Anfangsstadium besaß das Projekt B4 übrigens zwei verschiedene Decknamen! Durch ein Schreiben vom 5. Januar 1945 wurde vom Oberbergamts Clausthal-Zellerfeld der zweite Deckname gestrichen und die Doppelvergabe behoben. Durch die Richtigstellung braucht man als heutzutage die U-Verlagerung Melaphyr nicht zu suchen. Steht man vor der U-Verlagerung Lava hätte man sie gefunden. Aber wie schon geschrieben der Deckname Melaphyr wurde gestrichen. Bei der Decknamenvergabe des RMfRuK gab es bekanntlich immer wieder solcher Probleme bzw. Fehler. Diese sind auch oft im Wichert wieder zu finden.

 

Weitere Webseiten über die Untertage-Verlagerung mit dem Decknamen Lava:

  

Fotogalerie U-Verlagerung Lava