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Das Groß-Projekt Malachit

 

Das unterirdische Projekt mit der Objektnummer 523 (aufgeführt im Nachtrag vom 8.Januar 1945), das ab April 1944 von Zwangsarbeitern südlich von Halberstadt in den Thekenbergen, einer Sandstein-Formation, errichtet wurde bekam den Decknamen Malachit. Beim Projekt Malachit im Thekenberg bei Halberstadt sollten mehr als ein 15 km umfassendes Stollensystem in den Berg getrieben werden. Bei der Fertigstellung sollte hier von der Firma Junkers Strahltriebwerke gefertigt werden. So entstand das Projekt in damaliger Zeit in einem Naherholungsgebiet mit einem kleinen Sandsteinbruch, der heutigen Nachtigallenschlucht. Das Projekt ist ein sogenanntes B-Vorhaben und bekam die Ziffer 2, sprich B2. Für den Bau der großen Stollenanlage wurde die Erzbergbau Salzgitter GmbH beauftragt. Für die Großbaustelle wurde in 1-2km von der Baustelle bei Langenstein-Zwieberge ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald, im Wald, errichtet. Geplant wurde die untertägige Groß-Anlage von Herrn Hesse der als ziviler Architekt unteranderem für die Hermann Göring Werke tätig war. Das Großprojekt mit dem Decknamen Malachit hat während der Bauphase über 7.000 Menschenleben gekostet. An der Gedenkstätte in Langenstein-Zwieberge erinnert man heute an diese Opfer. Malachit gehörte unter den ersten U-Verlagerung die erbaut wurden da der Baubeginn bereits am 21 April 1944 war. Die Häftlinge und Zwangsarbeiter arbeiteten unter Menschen unwürdigen Bedingungen an der Stollenanlage. Innerhalb eines Jahres trieben sie 12km Stollen in den Thekenberg! Von den geplanten 450.000 m³ Aushub waren bis Einstellung der Arbeiten am 11 April 1945 immerhin schon 400.000 m³ erarbeitet worden. Von den 72.000 m² Gesamtfläche die die fertige Anlage besitzen sollte waren runde 67.000 m² fertiggestellt. Von den 67.000 m² wurden sogar schon ungefähr 25.000 m² genutzt. Der Aushub aus dem Stollen wurde nachts aus dem Stollensystem geschafft und zum Teil im Tal nach Süden verteilt und mit Netzen und Sprühfarbe getarnt um keine Aufmerksamkeit zu schaffen bei Aufklärungsflügen der Feinde über das Gebiet. Man mag sich das gar nicht vorstellen wie dort damals gearbeitet wurde und welche Gräueltaten dort tagtäglich geschahen.

Nach Fertigstellung sollten täglich 6.000 Mann pro Schicht in der untertägigen Produktionsstätte für die der Produktion der BMW Motorenwerke Berlin-Spandau und der Junkers Motorenwerke Dessau arbeiten. Die Errichtung der Anlage verschlang über 27.000.000 RM.

Nach Kriegsende wurden die technischen Anlagen in dem Stollensystem über 3 Jahre lang demontiert und das Stollensystem für die Sprengung vorbereitet. Für die Sprengung waren 92,6 Tonnen Sprengstoff angefordert und in die Anlage verbracht. Für die komplette Sprengung hätte man jedoch mehr als das 9-fache an Sprengstoff benötigt! Durch eine beherzte Intervention des stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Wirtschaftskommission in der SBZ, Luitpold Steidle, wurde die für 1949 angesetzte Sprengung jedoch verhindert und der spätere Minister versprach die Anlage zu verfüllen.

 

Während des kalten Krieges wurde die Anlage wieder in der Politik besprochen und durch die Verhärtung der Fronten übernahm die Nationale Volksarmee der DDR (NVA) das Stollensystem 1976 und ließ es dann 1977 untersuchen. Nach ausgiebigen Aufklärungs- und Vermessungsarbeiten der Stollen und Verbrüche begann man mit der Planung eines Komplexlagers in den vorhandenen Stollen einzuarbeiten. Das Projekt bekam den Decknamen KL-12. Der Ausbau der Stollenanlage für das Komplexlager erfolgte zwischen 1979 bis 1983. Am Maifeiertag 1984 wurde das Objekt 630 als Komplexlager KL-12 (NVA-Nr.16/630) feierlich in Dienste gestellt. Es war aber nur halb so groß wie es zuvor geplant war. Schuld war der Zeit- und Geldmangel. So besaß die Anlage ca. 40.000m² Bruttofläche, also ca. 220.000m³ umbauten Raumes. Destotrotz war es bei Fertigstellung der flächenmäßig größte Bunker der, nun heute ehemaligen, DDR. Der Umgebaute Bunker gehörte der 2. Strategischen Staffel als Depot für kriegswichtige Geräte, Bekleidung und Munition. Ab dem 1. Oktober 1991 wurde die umgebaute Anlage, sprich das KL-12 Lager als Luftwaffenmaterialdepot 52 der Bundesluftwaffe benutzt und 20.000 Munition eingelagert bis das LwMatDp 52 am 29. Dezember 1994 aufgelöst wurde. Damit endete nach 372 Jahren die Garnisonsgeschichte Halberstadts sowie die fünfzigjährige militärische Nutzung des Projektes Malachit.

 

Heute kann man manchmal Teilbereiche des ehemaligen Komplexlagers KL-12 und kleine Teile der U-Verlagerung, bei zu voriger Absprache besichtigen. Am Eisenbahnstollen gibt es mehrmals Führungen im Jahr.

 

 

Fotogalerie Projekt Malachit

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