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U-Verlagerung Zeisig

Tarnname „WIDU GmbH“ das Geheimprojekt A7 (U-Verlagerung Zeisig)

Im alten nie in Betrieb genommen Reichsbahntunnel Treis-Bruttig, („Treiser Tunnel“) wurde die U-Verlagerung Zeisig geplant und bewilligt. Die streng geheime Anlage bekam die Objekt Nr. 211 und sollte im Zuge des A-Vorhabens schnell errichtet werden. Die Robert Bosch GmbH. aus Stuttgart welche in Bamberg eine Zündkerzenfabrik führte wollte diese Fertigung Untertage verlagern. Hierzu stellte sie einen Antrag der vom Reich wenig später wie schon geschrieben bewilligt wurde. Denn Zündkerzen aus dem Bamberger Werk waren überaus Kriegswichtig"! Das Bamberger Werk welches schon unter dem Namen „Außenwerk 1“ bekannt war erhielt den Tarnnamen „O P U S GmbH“ und für das Werk welches in den Reichsbahntunnel verlagert werden sollte den Tarnnamen „W I D U GmbH“. Der Tarnname WIDU setzte sich aus den Geschäftsführernachnamen zusammen. Diese hießen Karl Martell Wild und Ernst Durst. Das Bamberger Zündkerzenwerk stellte vor allem spezielle Zündkerzen (sogenannten Flugkerzen) her. Diese Flugkerzen verschiedener Typen und Zündkerzenstecker aber auch spezielle Werkzeuge für die Jagdflugzeugindustrie sollten in der beantragten U-Verlagerung gefertigt werden. Die Firma Bosch wurde für die Fertigung im Tunnel im Amtsgericht Cochem mit Ihrer Zweigniederlassung ins Handelsregister eingetragen.

Der, im Regelprofil, zweigleisige Eisenbahntunnel mit einer Länge von 2565 m und einem 195 Meter hohem Luftschacht sollte hierfür durch die Arbeit vieler Zwangsarbeiter schnellst möglich geräumt werden. Denn im nie in Betrieb genommen Eisenbahntunnel war zuvor eine große Champion-Zucht in Betrieb, diese musste ohne weiteres ihren Betrieb einstellen. Die Champions wurden von der Zucht auf Pferdemist gezüchtet, welcher von den Zwangsarbeitern aus dem Tunnel geholt werden musste bevor erste bauliche Vorhaben gestartet werden konnten. Ein erster Transport mit 300 Häftlingen traf bereits am 4.3.1944 hierfür, aus dem KZ Natzweiler, ein. Die zuständige Rüstungsinspektion XIIb (Westmark) hatte als Baubeginn den März 1944 festgelegt. Unter der hohen Bauleitung der SS-Sonderinspektion III Bad Wimpfen/Neckar, dem SS-Führungstab A7, sowie der Bauleitung SS-Sonderinspektion III, Bad Wimpfen/Neckar, Leiter: SS-Hptstuf. G. Oldeboershuis sollte das große Bauvorhaben in kürzester Zeit vollendet werden. Der Baustab des Jägerstabes (Büro Kammler) und das Architekturbüro Heese, Berlin (Planung und Bauleitung) sowie der Architekt Klaus Heese (Leiter), Dipl.-Ing. Remagen (Stellvertretung) wurden dafür in das Großprojekt eingebunden. Der SS-Sonderbaustab Brigade Kammler, die Fa. FIX, Dernau sowie die Fa. BAUWENS, Köln/Frankfurt und weitere diverse Zulieferer/Ausrüster waren als Baufirmen beteiligt. So kam es recht zügig mit dem Bauvorhaben voran. Die U-Verlagerung Zeisig wurde nie komplett fertig gestellt aber sie gilt mitunter eine als eine der Größten und Best ausgestatteten U-Verlagerungen des dritten Reiches.  

U-Verlagerung Zeisig

Am 29.03.1944 fand eine streng geheime Besprechung zu der U-Verlagerung A7 mit dem Decknamen Zeisig statt. Zeisig ist ein Vogel: Die Zeisige stellen eine Gattung in der Familie der Finken dar.

In der Besprechung beim Gauarbeitsamt Moselwand ging es hauptsächlich um den Arbeitskräftebedarfs der Baumaßnahme A7 (Deckname Zeisig)

So mussten schon zuvor diverse Treffen über das Projekt A7 in oberster Geheimhaltung stattgefunden haben.

Bei der Besprechung am 29.03.1944 waren 8 Leute eingeladen und anwesend. Die Anwesenden Personen waren aus den unterschiedlichsten Ämtern. So waren folgende Personen an dem geheimen Gespräch beteiligt:

  • SS-Obersturmführer Meyer, Leiter des Baustabes A7 (Zeisig)
  • Präsident Dr. Unger, Leiter vom Gauarbeitsamt Moselland
  • Hauptmann Dipl.-Ing. Reinhard, Rüstungskommando Koblenz
  • Reg. Rat Dr. Jacobs, Gauarbeitsamt Moselland
  • Regierungsrat Betz
  • Baurat Bull, Generalbevollmächtigter für die Regelung der Bauwirtschaft
  • Vertreter der Firma Thomas, Straßenbauunternehmung
  • Vertreter der Firma Bauunternehmung Wilhelm fix, Bad Neuenahr/Ahrweiler

Nach ausgiebigen Gesprächen zwischen den verschiedenen Ämtern kam man zum Entschluss weitere 290 Arbeitskräfte zu den bereits 400 vorhanden schnellstmöglich anzuheuern. 50 Arbeitskräfte sollten sofort von der Baumaßnahme Rebstock und 80 weitere Arbeitskräfte von der Moselstaustufe hergeholt werden. 160 Personen sollten über die Arbeitsämter geschickt werden.

Vor dem Nord-Tunnelportal auf einem Areal von ungefähr 300 Metern Länge wurden diverse Gebäude und Anlagen für die Untertage-Verlagerung Zeisig gebaut:

  • 1 Kesselhau
  • 1Telegrafenstation
  • 1 Gasometer
  • Mehrere Baracken
  • 1 Rohwasserbehälter
  • 1 Bunker
  • 1 Entwässerungskanal
  • 1 Pumpenanlage
  • 2 Hochspannungsleitungen

Für den Tunnel wurde zuvor ein Raumaufteilungsplan erstellt der sich über die komplette Strecke des Tunnels bezieht. Wenn man sich diesen Raumaufteilungsplan näher betrachtet weiß man direkt das sich das A7 Projekt um eine der Best ausgestatteten U-Verlagerung im dritten Reich handelte. Wobei kurz zu erwähnen ist das die U-Verlagerung Zeisig wie viele andere U-Verlagerungen im Reich damals noch nicht komplett fertig gestellt war. Denn trotz der vorhandenen 25.000 m² Fertigungsfläche wurden nur Teilbereiche dieser auf Grund der heftigen Kriegseinwirkungen Letzt endlich genutzt. Von den 25.000 m² Nutzfläche waren 21.000 m² Bodenfläche und 4.000 m² (im zweiten Bauabschnitt gefertigt) Aufstockungen über Teilen der Produktionsfläche. Der Tunnel war also teilweise 2-Stöckig. Trotz aller Bemühungen und genialen Plänen muss es im Tunnel echt unmenschlich gewesen sein zu arbeiten. Hierzu gehen wir später noch genauer ein. Es hat was mit den riesigen Öfen zu tun.

Nachdem der Tunnel vom Pferdemist gereinigt wurde fing man mit den baulichen Maßnahmen im Reichsbahntunnel an. Da eins der Portalausgänge nicht wirklich im Gebirge stand wurde dieses Portal abgerissen und aufwendig wieder neu aufgebaut. So wurde das 20 Meter lange vorgebaute künstliche Tunnelportal entfernt. Die Decken- und Wandstärken der Schutzbauten am Bruttiger Tunnelportal betrugen nach den Erweiterungen des Portals 3m.

Der Eingangsbereich des Tunnels wurde mit einer 2m dicken Stahlbetonwand verstärkt so ergab sich eine Durchfahrtsbreite von 3,80 Metern und eine Höhe von 5,70m. Groß genug um mit LKW`s in den Tunnel einfahren zu können. Trotz Mangels an Baustoffen im gesamten Reich wurde der Tunnel ausgebaut. Die Materialen beschaffte man aus allen Richtungen des Landes denn die U-Verlagerung sollte schnellstens in Betrieb gehen. Der Jägerstab unter SS-Brigadeführer Dr. Ing. Hans Kammler erteilte herfür die oberste Priorität. So wurde der gesamte Tunnel vollständig mit einem Betonboden versehen und eine durchgehende Beleuchtung installiert zusätzlich erhielt der Tunnel eine Wasser- und eine Abwasserleitung. Ungefähr zwei drittel des Reichsbahntunnels erhielt eine Zwischendecke die über Treppen erreicht werden konnte. Es wurden Werkstätten, Büros, Lager und ab August 1944 hochwertige Produktionsanlagen mit den seinerzeit modernsten Präzisions-Maschinen errichtet. Der Tunnel bekam sogar einen Telefonanschluss ein Lebensmittellager, eine Großküche, mehrere Speiseräume, Toiletten und auch Waschräume für die Arbeiter. Nach Fertigstellung der kompletten untertägigen Produktionsstätte sollten im Tunnel und in kleinen Bereichen außerhalb dessen bis zu 2000 Personen arbeiten. Um diese bei Laune zu halten und die Produktion zu fördern wurde deshalb auch warm Wasser bereitgestellt zudem installierte man an beiden Portalen zwei Meter dicke Stahlbeton-Bunkertore die über Schwerlastschienen in kurzer Zeit verschlossen werden konnten um bei Bombenangriffen sicher weiter produzieren zu können. Ab Juni 1944 ging die geheime U-Verlagerung in Produktion obwohl sie bis dahin nur zu ca. 75% fertig gestellt war. Durch Engpässe an Produktionsmaterial und etlichen anderen Problemen wurde Anfang Herbst 1944 die Produktionsstätte teildemontiert und Rückverlagert in den Stuttgarter Raum und nach Bamberg. Eins der größten Probleme war die enorme Hitze der Öfen und die hohe Luftfeuchtigkeit im Tunnel. Diese beiden Probleme ließen sich nicht auf die schnelle beheben. Große Teile der Maschinen befinden sich noch heute in dem Tunnel. Da beide Portale gesprengt wurden und dies sehr großzügig sind diese nicht mehr zu besichtigen. Ein ca. 30m langer Teil wurde vor etlichen Jahren mal mühevoll aufgewältigt nach diesem Teil hörte man aber auf weiter zu machen den es befand sich ein weitere Verbuch nach dieser Strecke. Über eine Bohrung in der Sohle erhoffte man sich Zugang zu verschaffen. Mittels einer Kamera erhoffte man sich über diese Bohrung einen Blick in den Tunnel zu erhalten. Dieses Vorhaben scheiterte aber und der zuvor geschaffene Eingang wurde wieder verwahrt.  

Literatur
  • Dorsch, Xaver et. al.: Übersicht über die bekannten Bombenschutz-Verlagerungen in Groß-Deutschland, Bericht von 1946 für die Historical Division Interrogation Enclosure (HDIE), Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg i.B., Findnummer: MS D-430 a-i
  • Wichert, Hans-Walter: Decknamenverzeichnis deutscher unterirdischer Bauten, Druckerei und Verlag J. Schulte, Marsberg, 1999
  • Prignitz, Guido: Deckname: „ZEISIG“ Dokumentation zum Bruttiger Tunnel, Selbstverlag Treiser Herz, Treis-Karden, 2016
Dokumente & Archive
  • Minhunters Archiv inklusive dem ehemaligen Bunkersachen Archiv
  • Zugesendete Berichte und Aufzeichnungen vom verstorbenen Sachsen (xy) Name soll nicht genannt werden, so die Familienangehörigen
  • Archiv von Eismann, ehemals Teammitglied von 7grad.org und später übertage-untertage.de heute stollenhausen.de