Bewertung: 5 / 5
- U-Verlagerungen in Nordrhein-Westfalen
- Montag, 24. September 2012 14:01
- Freitag, 31. März 2023 15:47
- Montag, 24. September 2012 14:01
- minehunters
- Zugriffe: 19055
- U-Verlagerungen
- U-Verlagerung
- Bergwerk
- Nordrhein-Westfalen
- Rüstungsproduktionsstätte
- 2. Weltkrieg
- U-Verlagerungen in Nordrhein-Westfalen
U-Verlagerung Schlammpeitzger
Mitte des 14. Jahrhunderts begann man im Siebengebirge bei Königswinter mit dem Abbau von Trachyttuff. Dieser wurde für den Backofenbau benutzt und wurde schnell weltweit bekannt und begehrt. Es entstanden zahlreiche Unternehmen die sich langsam teils mit System in den Berg arbeiteten. Später kam es vor das das eine oder andere Bergwerk verbunden wurde unfreiwillig oder aber auch gewollt. Über die Jahre hinweg entstand ein gigantisches System aus großen und kleinen Abbauhallen. Der gewonnene Trachyttuff verhalf der Ortschaft Königswinter zu weltweitem Ruhm für diese Handwerkskunst. Der unterirdische Abbau des Trachytuff wird auf eine Fläche von über 100.000 m² eingeschätzt.
Die OT-Einsatzgruppe Rhein-Ruhr und die OT-Oberbauleitung Siegburg besichtigten das stillgelegte Bergwerk und die OT-Einsatzgruppe III (Essen) /Rüstungsinspektion VI (Münster) erklärte kurz darauf dieses als U-Verlagerungstauglich. Den es gab viele Stollen mit großen Hallen von 10m Höhe und einer Länge von bis zu 100m Ideal für eine größere untertägige Produktionsstätte. Die Inspektion fand im April 1944 statt und noch im gleichen Monat begann man mit dem Ausbau des alten Bergwerkes zur Untertage-Verlagerung. Diese bekam die Konstruktionsnummer 202 und den Decknamen Schlampeitzger. Zuvor schon, näher gesagt am 6.März 1944, bezog ein deutsches Heereskommando in einem abgetrennten Stollensystem ein, Hier wurde eine Fernmeldeeinheit stationiert (Die beiden Stollen waren für alle Leute der neben anliegenden U-Verlagerung Sperrgebiet!)
Die Firma Aerostahl aus Köln Porz zog dann noch im gleichen Jahr mit der Produktion für Deckel-Einspritzpumpen für den BMW-Motor 801, welche als Antriebsaggregat für das Jagdflugzeug Focke-Wulf 190 dienten, in die Ofenkaulen ein. Die ansässige Firma Rhein-Basaltindustrie übernahm die Bauausführung zuvor für die Anlage. Auf einer Fläche von ca. 11.000 m² wurde im heute noch so titulierten "Aerostahl Stollen" produziert.
Zusätzlich zur Firma Aerostahl zog noch die Firma Klöckner-Deutz Feinbau GmbH im Dezember 1944, also 4 Monate später, in die Untertageverlagerung ein. Die Firma stammte ebenfalls aus Köln und produzierte Kleinteile, ebenfalls, für die Brennstoff-Einspritzpumpe. Die komplette aus zahlreichen Präzisionsteilen bestehende Einspritzpumpe wurde zuvor von der Firma Deckel aus München konstruiert. Die einzelnen Abteilungen der Untertage-Rüstungsfabrik wurden durch Wände voneinander geteilt und in klare Produktionsabschnitte gegliedert. Die Präzisionsteile wie Einspritzdüsen, Dichtungsringe und Druckventile und einige andere Teile wurden von Kriegsgefangenen, Fremdarbeitern und Zwangsarbeiter an den Maschinen gefertigt. Für diese wurde von der Organisation Todt auf der Bergkuppe ein Barackenlager / Gefangenenlager errichtet welches in drei Bereiche unterteilt war und für ca. 300 Personen ausgelegt war.
In den letzten Kriegsmonaten suchten zudem viele Menschen der umliegenden Bevölkerung, vor den immer heftiger werdenden alliierten Bombardements, in den Ofenkaulen Schutz vor diesen. Man errichtete notdürftige LS-Plätze hierfür. Zu dieser Zeit wurde bereits nicht mehr in der U-Verlagerung produziert da hier immer wieder die Bewetterung und dadurch der Strom ausfiel.
Kurz nach der Einnahme Königswinters, im März 1945 durch die Amerikaner, besichtigten Britische Spezial-Pioniereinheiten den ehemaligen Tuffsteinbruch und den dar sich befindlichen Rüstungsproduktionsstandort. Doch etliche Sprengversuche die Anlage zu zerstören blieben erfolgslos. Lediglich vereinzelte Stützpfeiler wurden stark beschädigt sowie einige Löcher im Boden entstanden durch die Sprengdetonationen. Warum sie es nicht, wie bei vielen anderen U-Verlagerungen nicht der Fall war, schafften diese erfolgreich zu sprengen bleibt bis heute unklar. Man kann nur vermuten das sie keinen großen Sinn darin sahen bzw. von dieser Produktionsstätte keine (neue) spätere Gefahr sahen.
Heute sind die Ofenkaulen ein offiziell anerkanntes Bodendenkmal und zählen als bedeutendstes und größtes Fledermausreservat Deutschlands. Eine Befahrung der ehemaligen Anlage ist seit vielen Monaten nicht mehr möglich. Um die Ofenkaulen liegt zusätzlich ein Naturschutzgebiet welches regelmäßig überwacht wird.
Fotogalerie U-Verlagerung Schlammpeitzger
Foto zum vergrößern anklicken
Die Inspektion fand im April 1944 statt und noch im gleichen Monat begann man mit dem Ausbau des alten Bergwerkes zur Untertage-Verlagerung. Diese bekam die Konstruktionsnummer 202 und den Decknamen Schlampeitzger