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U-Verlagerung Basalt

 

Die Überreste des Projekts "Dachs IV" bei Osterode sind heute noch zu entdecken wenn man weiß wo sie sich befinden. Ein nicht unwesentlicher Teil ist bereits dem aktiven Steinbruch zum Opfer gefallen. Die Mundlöcher liegen ziemlich versteckt in einem der großen Steinbrüche um Osterode herum. Viele der Steinbrüche sind heute noch in Betrieb so dass von einer Exkursion abzuraten ist. Zudem haben einige Steinbrüche eigenes Sicherheitspersonal die ihre Steinbrüche überwachen.

Projekt "Dachs IV"

Wie bei all den anderen Dachs-Anlagen sollte hier auch eine bombensichere Großraffinerie im Berg entstehen. Die Stollenmundlöcher vom Projekt Dachs IV sind sehr imposant und mächtig und sollten insgesamt 15 Stollen werden. Die heute (noch) vorhandenen Stollen lassen schon von außen auf eine große unterirdischer Anlage vermuten. Die Stollenportale wären bei Fertigstellung jedoch noch größer gewesen.


Im alten Gipsbruch der Harzer Gipswerke Robert Schimpf Söhne von 1862 sollte nach Erkundungen das geplante Hydrierwerk der Rhenania-Ossag Mineralölwerke A.G. Hamburg-Harburg (Deckname Dachs IV) entstehen. Für die Standortsuche wurde der Geologe Professor Dr. Schriel, der Direktor des Geologischen Instituts in Göttingen beauftragt nach dem die zu vorigen Standorte von der einzuziehenden Firma abgelehnt wurden. Den Anfangs sollte das Hydrierwerk der Rhenania-Ossag Mineralölwerke A.G. Hamburg-Harburg in die Naturhöhle Heimkehle bei Nordhausen einziehen doch diese war bereits von den Junkerswerke besetzt mit Ihrer U-Verlagerung Heller dem Projekt A5. So mußte ein neuer Standort gesucht werden. Einige Zeit später schlug man ein schon vorhandenes Stollensystem in einem Kalksteinbruch bei Miltitz nähe Dresden vor. Hier gab es bereits große Hohlräume Untertage. Die Umbau und Erweiterungen des Stollensystems mit den großen Kammern wäre relativ einfach gewesen und schnell erledigt. Doch hatte das alte Bergwerk ein großes Wasserzufluss Problem, die Höhlräume hätte man mit großen Pumpen entsümpfen müssen. Dies wäre sehr zeitaufwendig geworden. So kam es erneut zu Gesprächen. Der Direktor des Leuna-Werkes spach die Vertreter der Rhenania-Ossag AG an und teilte die fehlgeschlagenen Verlagerungsversuche mit. Darauf hin schlug der Leuna-Direktor vor die Verlagerung in einen Anhydritberg vorzutreiben. Der Geologe Professor Dr. Schriel befand dann nach Untersuchungen den alten Gipsbruch der Harzer Gipswerke Robert Schimpf Söhne für geeignet. Denn Anhydrit ist weich und kann schnell bearbeitet werden dennoch ist es standfest genug um die Stollen nicht Ausbauen zu müssen. Es wurde noch die Verkehrsanbindung, Wasser- und Stromversorgung überprüft und das Deckgebirge ausgemessen. Die rund 90 Metern Deckgebirge ab Stohlensohle wurden für Ausreichend erklärt und in einem Untersuchungsergebnis an die Firma Rhenania-Ossag und an den Arbeitsstab Geilenberg weitergereicht. Aufgrund des Untersuchungsergebnisses wurde eine weitere Besprechung einberufen die in der Großbaustelle der U-Verlagerung Zinnstein am Kohnstein bei Nordhausen am 18.09.1944 stattfand. In dieser Besprechung wurden der Stollenneubau des Projektes Dachs IV schnell beschlossen und man erörterte zudem noch fix wer die Bauaufsicht und Ausführung bekommen sollte. Die Bauleitung wurde dem Bergwerksdirektor Müller übertragen. Fortan musste er sich um zwei Großbaustellen kümmern. Die zweite war die Anlage Kuckuck I bei Nordhausen. Die bergmännischen Arbeiten des Stollenneubaus wurde der Firma "Großdeutsche Schachtbau" unter Leitung Herrn Ing. Gerrath von der Organisation Todt zugeschrieben. Bei der weiteren Besprechung beschloss man direkt mit dem Bau zu beginnen.


Nach sehr kurzer Planungen wurde das Gelände darauf gesperrt und für den Stollenneubau der U-Verlagerung Basalt freigegeben. Die Sperrung des vorgesehenen Bereiches für die Untertageanlage erfreute den Steinbruchbetreiber überhaupt nicht, denn er wollte dort weiter abbauen. Aber er konnte sich dem Arbeitsstab Geilenberg nicht wiedersetzen. Bereits ab September 1944 begannen die Vorarbeiten für den Stollenvortrieb. In den weißen Anhydritwänden des Tagesbaues begann man die ersten 7 Stollen der ersten vorzubereiten. Die bombensichere Großraffinerie sollte später bei Fertigstellung 15 Stollen besitzen. Es ist uns nicht ganz klar ob diese nebeneinander liegen sollten oder eventuell auch zum Teil übereinander. Nach einer großen Abschlussbesprechung die am 7.10.1944 stattfand wurde bereits zwei Tage später mit dem Bau der Stollenanlage begonnen. Die Vorarbeiten waren schon ab September am Laufen und durch die Abschlussbesprechung wusste man auch wie das Stollensystem genau aussehen sollte. Die Organisation Todt übernahm die Gesamtleitung der Großbaustelle und das Reich übernahm die Finanzierung. Am 21.03.1945 war dann der Abbruch des Bauvorhabens und ca. 1300 m Stollen mit 8000 m2 Nutzfläche waren bis dato ausgebrochen worden. Die geplante Inbetriebnahme der U-Verlagerung wäre am 01.02.1946 gewesen.


Zwischen dem 10./11.04.1945 wurden die Stollen als öffentlicher Luftschutzstollen genutzt. Zuvor und danach begannen Plünderungen der Anlage und im Sommer 1947 begann man mit der Demontage der Trafostation. Danach wurde die Stollen 1-2, in den 50er Jahren, als Champignonzucht genutzt. Nach und nach kam es zur Neuauffahrungen im Gipsbruch und die Gipswand schwindet immer mehr. Die Stollen der ehemaligen U-Verlagerungen verschwinden allmählich. Vor dem Steinbruch bzw. Gipsbruch steht seit dem 27.04.2002 eine Gedenktafel.

 

Stollen 1: Entparaffinierung
Stollen 2: Entparaffinierung
Stollen 3: Entparaffinierung
Stollen 4: Kesselanlage
Stollen 5: Kesselanlage
Stollen 6: Kesselanlage
Stollen 7: Destillationöfen
Stollen 8: Bulk-Gatsch- und Vakuum-Destillation
Stollen 9: Destillationsöfen
Stollen 10: Top-Anlage
Stollen 11: Top-Anlage
Stollen 12: Raffinerie
Stollen 13: Raffinerie
Stollen 14: Synthese-Anlage
Stollen 15: Synthese-Anlage
Stollen 16: Crack-Ofen
Stollen 17: Erdlager
Stollen 18: Säurelager

 

Literaturquelle:
Dachs IV - der Bau des unterirdischen Hydrierwerkes Dachs IV bei Osterode im Harz zum Ende des zweiten Weltkrieges von Jürgen Müller

  • Verlag: Papierflieger; Auflage: 1 (12. März 2004)
  • ISBN-10: 3897207001
  • ISBN-13: 978-3897207004

 

 

Fotogalerie U-Verlagerung Basalt