Nachtscheinanlage auf dem Rottberg
Kruppsche Nachtscheinanlage
Nachtscheinanlage der Firma Krupp / Essen - Tag des offenen Denkmals in Velbert
Kooperationstext von Übertage-Untertage, Wuppertal-Untertage (WUT) und Minehunters (Altbergbau, U-Verlagerungen und Lost Places)
Text unter:
http://www.untertage-übertage.de/Nachtscheinanlage.html
http://www.wuppertal-untertage.de/on-tour.html
http://www.altbergbau-untertage-u-verlagerungen-lost-places.de/index.php/vorstellung/unterwegs/tag-des-offenen-denkmals/leitbunker-einer-scheinanlage-in-velbert
Am Tag des offenen Denkmals, am Sonntag den 08.09.2013, machten wir uns auf den Weg nach Velbert um das letzte erhaltene Relikt der ehemaligen Kruppschen Nachtscheinanlage, einen Luftschutzbunker, zu besichtigen. Unterwegs waren Schlufine von Wuppertal-Untertage, Svenska vom Team Minehunters, die kleine Schlufine und ich. Der Grund, wieso ich alle beteiligten hier genau aufliste, ist der, dass ich euch nochmals verdeutlichen möchte wie gut die Zusammenarbeit der einzelnen Gruppen funktioniert. Na klar, dem aufmerksamen Leser unserer Seiten wird schon aufgefallen sein, dass wir uns alle untereinander kennen und Hand in Hand arbeiten. Vor Allem bei Schlufine und mir dürfte die langjährige "Zusammenarbeit" einigermaßen bekannt sein, oder? Und mit dem "neuen" Team Minehunters haben wir echt ein paar gute Freunde gefunden und kompetente (mit-) Befahrer kennen gelernt. So muss dat! Deshalb stellt dieser kleine Bericht auch eine Premiere dar. Denn dieser Bericht wird als dreiteiliger "Starschnitt" auf allen drei Internetseiten online gehen. Jeder von uns schreibt einen kleinen (persönlichen) Teil zum Thema und wenn alle drei Blöcke fertig sind, dann geht das Ganze online, wobei der Text auf allen drei Internetseiten der Selbe sein wird, aber die Fotos von dem jeweiligen Schreiber und Fotografen stammen. Wisst ihr Bescheid, woll?
on Tour... Svenska, Schlufine klein und groß...
Hier sind wir richtig...
Okay, ihr Schnulpenfeger, am frühen Nachmittag erreichten wir das besagte Gelände in Velbert. Da es den ganzen Tag schon am Meimeln war, glich der Parkplatz einem Schlammbecken, so dass wir es Vorzogen an der Hauptstraße unser Wuddi zu parken. Wir latschten über die nasse Wiese zum Luftschutzbunker und waren erstaunt, wie viele Menschen sich doch für das kleine Kriegsrelikt interessierten. Außer ein paar Nasen von Bunker-NRW (Hallo Stefan) waren eigentlich nur Einheimische vor Ort, welche sich für das "unbekannte" Objekt in ihrer Region interessierten. Und es war verdammt voll. Es war uns unmöglich vernünftige Fotos von dem Bunker (vor Allem von innen) zu schießen. Auch der eigens aufgestellte Pavillon für die guten und informativen Vorträge war restlos überfüllt. Ich freue mich natürlich über eine so große Resonanz seitens der Bevölkerung, aber die guten Fotos, wie ihr sie gewohnt seid, bleiben heute irgendwo hinter den Regenwolken verborgen. Schön war auch der Spruch der kleinen Schlufine, welche in Mitten der Warteschlage mit einer Taschenlampe in der Hand trotzig bemerkte: "Ich will jetzt endlich in den Bunker – wie lange dauert das denn noch" – Ungläubige Blicke waren das Resultat der umstehenden Menschenmassen. Hahaha... Die Kruppsche Nachtscheinanlage wurde als Attrappe der Gussstahlfabrik Friedrich Krupp (Essen) in Velbert im Jahre 1941 erbaut. Sie bestand bis 1944 und sollte die Luftangriffe auf sich lenken. Die Nachtscheinanlage war nachts hell erleuchtet und bestand aus einer Vielzahl von Attrappen von industriellen Anlagen. Es gab so zum Beispiel ein Bahnhof, mehrere Schornsteine, diverse Dächer und sogar ein Gasometer. Für die Betreiber der Nachtscheinanlage wurde ein zentraler Luftschutzbunker erbaut. Und dieser ist heute auch der einzige Zeuge des Scheindorfes der Rüstungsfirma Krupp aus Essen. So, und damit endet auch mein Part über den Bunker in Velbert. Nach unserem kleinen Gastspiel in Velbert machten wir uns auf zur einer weiteren Exkursion irgendwo im Niederbergischen Land...
Ich übergebe nun an meine Kollegin Schlufine:
Tag des offenen Denkmals, wieder ein aufregender Tag für mich, aber was Beton und Erde anbelangt, war leider nicht so viel im Angebot bei mir umme Ecke. Wie immer spannte ich meine Goldjunx mit ein, Eismann von Untertage-Übertage und den Sven von den Minehunters. Gesagt, geplant, getan gings dann mit dem Solinger Befahrerauto on the way to Velbert. Nach einigen verdutzten Gesichtern im Auto, wo denn nur der Bunker zu finden wäre, fiel uns die Masse an Menschen auf, die mitten auf der Landstraße in der Pampa einfach ihr Auto geparkt haben und wie im Gänsemarsch alle in eine Richtung liefen...Spargelfelder waren nicht zu vermuten am regenreichen Tag. Kaum zu glauben, dass alle den Bunker sehen wollten! Auf dem Gelände des Bauernhofs Bleckmann im Asbachtal tummeln sich Hühner, Ziegen und Schafe. Kürbis- und Rhabarberbeete reichen bis an einen Bunker heran. Eine Idylle, die vor 70 Jahren noch Grauen war. Beim Tag des offenen Denkmals am 8. September wird dieser Ort erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nach dem Marsch durch Matsch und unebenen Gebiet bekam ich plötzlich Gänsehaut. Unglaublich schöner kleiner Betonklotz inmitten ländlicher Idylle, umgeben von neugierigen, Geschichtsinteressierten und Zeitzeugen. Mehr als 1000 Besucher tummelten sich auf dem Gelände der Scheinanlage mit Leitbunker.
Muggels ohne Ende...
Schlufine freut sich auf den Bunker...
Svenska am Wulacken...
Das so viele Leute gekommen sind hat mich immens motiviert, denn unter dem Motto: "Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale“ erhält der Bunker an diesem Tag die Denkmalplakette des Landes NRW. Die Plakette war erst 2 Stunden frisch am Bunker befestigt und ich freue mich immer wieder, die Denkmalplakette an schützenswerten Objekten zu sehen. Fünf Ehrenamtliche nahmen sich 2012 des Bauwerks an und beantragten eine Eintragung in die Denkmalliste der Stadt. Sie haben den Bunker gereinigt, die Schießscharten freigelegt, Schlösser angebracht und den Außenbereich begehbar gemacht. Obwohl etwa 300 Scheinanlagen in Deutschland existierten, gibt es diesen Bunker bundesweit nicht noch einmal. Der Bunker war ein Leitbunker. Er hatte keine Luftschutzzwecke, sondern war die Schaltzentrale der Scheinanlage auf dem Rottberg. Die Scheinanlage war ein einfacher Nachbau der zehn Kilometer entfernten Kruppstahlwerke – eine Attrappe mit Fabrikhallen, Schornstein und Eisenbahn, die während des Zweiten Weltkriegs Bombenangriffe auf das Essener Werk abhalten sollte. Zwischen Juli 1941 und Januar 1943 wurden tatsächlich 70 Sprengbomben und Minen sowie mehr als 5000 Brandbomben über dem Rottberg abgeworfen. Erst 1942 wurde die Scheinanlage enttarnt; der Bunker blieb als einziges Gebäude der Anlage erhalten. Nur 30 Quadratmeter groß ist der Bunker, in dem vermutlich fünf bis sieben Männer die Technik des Scheindorfes bedienten. Im Inneren ist es stickig. Die interessierten Leute werden in Gruppen hineingeführt. Imposant für mich waren die Schießscharten, die kleine Luke und die original erhaltenen Türen sowie Lampen. Da es mir aber zu voll und stickig im Leitbunker war, konzentrierte ich mich auf die sehr informativen Vorträge der Ehrenamtlichen, die im benachbarten Zelt über die Anlage berichteten. Dort gab es Luftbildaufnahmen der alliierten Bomberpiloten, was sehr interessant war zu sehen.
Zwischen all den Besuchern, sind mir vor allem die Älteren aufgefallen. Waren sie doch damals Zeitzeugen und besuchten diesen Ort nach all den Jahrzehnten in Frieden wieder? Wer weiss das schon. Eins ist sicher: Der Bunker erinnert an die Bevölkerung, die unter der Scheinanlage für „höher gestellte Werte“ leiden musste sowie an die Schrecken des Bombenkrieges. Wer noch mehr spezifische Infos vermisst, dem empfehle ich das Buch zum Thema: "Das vergessene Scheindorf am Rottberg in Velbert". Jürgen Lohbeck beschreibt in seinem Buch eine bis heute nur wenig bekannte militärische Anlage, die sich auf Velberter Stadtgebiet während des Zweiten Weltkrieges befand. Das Buch erschien im SCALA Verlag Velbert mit nur 300 Exemplaren und ist im Buchhandel zu erwerben. Oder online hier: http://www.scala-regional.de/scheindorf.cfm
viel zu voll...
Der Leitbunker der Scheinanlage
Nun die Impressionen und Informationen vom Teammitglied Minehunters Sven:
Auch wenn von der ehemaligen Nachtscheinanlage, die als Nachbildung der Gusstahlfabrik der Friedrich Krupp AG, legendlich nur noch der Leitbunker steht, war es sehr beeindruckend das am Tage des offenen Denkmals, dass so viele Menschen Diesen besuchten. Nach Befragungen der Besucher wurde eindeutig nur Interesse an der Geschichte gezeigt. Das der Leitbunker an diesem Tag die Denkmalplakette erhielt, war für viele nebensächlich, aber nach zweitem Fragen lobenswert. Hier muss aber auch direkt erwähnt werden, dass dies eigentlich nur durch den ansässigen Bauer ermöglicht wurde, denn Dieser hatte die Alliierten gekonnt damals überzeugt den Bunker nicht zu sprengen. Er erzählte ihnen, dass dieser Bunker Landwirtschaftlich von seinen Bauernhof genutzt würde und Dieser für ihn sehr wichtig sei. So hielt der Bauer damals die Alliierten davon ab, diesen Bunker zu sprengen. Die Alliierten sprengten nämlich (fast) jede militärische Anlage im Deutschen Reich die sie fanden, um so das Deutsche Reich daran zu hindern, dass sich Dieses wieder militärisch schnell aufrüstet. Durch die ehrenamtlichen Mitarbeiter des LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland wurde die Anlage ausgiebig dokumentiert und der Leitbunker liebevoll freigelegt und am Tage des offenen Denkmals, erstmalig für die Öffentlichkeit, geöffnet. Vor etlichen Monaten auf einer Tagung wies ich die Mitarbeiter daraufhin, dass es noch einen weiteren Bunker von einer Scheinanlage existiert. Sie waren anfangs sehr verblüfft aber dann äußerst interessiert. Die Bauweise dessen ist aber eine völlig Andere, jedoch wurde er ebenfalls als Leitbunker dessen Scheinanlage eingesetzt. Die Scheinanlage auf dem Rottberg wurde zum Gussstahlwerk der Friedrich Krupp AG vom Rhein aus genau spiegelbildlich aufgebaut. So, das diese die Position der feindlichen Bomberverbände irritierte. Die Scheinanlage bestand aus einer detailreichen Holz / Papp Konstruktion, die nur wenige Meter hoch war. Denn aus größer Höhe erkennt man nur die Umrisse und nicht die Höhe der Gebäude. So war es relativ einfach eine solche Nachtscheinanlage zu errichten. Lediglich die Licht- und Leuchteffekte waren etwas komplizierter. Sie simulierten Schweißen, Stahlabguss und vieles mehr, so dass aus großer Lufthöhe die Scheinanlage genauso leuchtete wie das Original-Werk, welches bei Nacht dann verdunkelt wurde.
Kontakte knüpfen...
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