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Regimentsgefechtsstand (Regelbautyp 31)

 

Der Regelbautyp 31, Regimentsgefechtsstand, am Burgberg in Hürtgenwald-Bergstein

Wieder einmal lockten uns die aus Stahlbeton bestehenden Monumente der ehemaligen Westbefestigungen (Westwall) in die Nordeifel. Ziel der Exkursion: Die Dokumentation der noch vorhandenen Regelbauten im Waldstück „Buhlert“, sowie die Bunkeranlagen auf dem etwa 10 Kilometer entfernten „Burgberg“ in Hürtgenwald-Bergstein. Das kleine Örtchen Bergstein liegt geradezu idyllisch in der Berglandschaft des Nationalparks Eifel. Angrenzend an den Ort der Gemeinde Hürtgenwald, liegt der mit 400,5 Meter über NN gemessene Burgberg. Vom Krawutschke-Turm können Besucher bei gutem Wetter eine hervorragende Aussicht über die Region genießen. Die Position der Anhöhe und die dadurch resultierenden Sichtverhältnisse rückten den Berg im Laufe der Geschichte gleich mehrfach in den Fokus der Militärstrategen. Bereits im Mittelalter wurde die strategische Bedeutung des Berges erkannt, und die „Reichsburg Bärenstein“ errichtet (ca. 1090 bis 1200). In Folge einiger Eroberungsschlachten mit Herrschaftswechsel, wurde die Burg grundlegend zerstört. 

Regelbau 31 - Regimentsgefechtsstand Regelbau 31 - Regimentsgefechtsstand

Westwallbunker Nr. 370 demilitarisierter Westwallbunker Nr. 370

Hintergrund des Standorts (Westwall)

Erneut ins militärische Augenmerk geriet der Burgberg während der Errichtung des Westwalls durch die Nationalsozialisten. Im Rahmen der Bautätigkeiten für den sogenannten Regimentsabschnitt 8, errichtete die Deutsche Wehrmacht 1938 zwei Bunkeranlagen auf dem Bergrücken. Ein Bollwerk fast auf der Kuppel, sowie ein Bunker am Fuße des Burgbergs. Bei den zum „Limes-Bauprogramm“ (1938/39) gehörenden Regelbautypen, handelt es sich um einen Regimentsgefechtsstand „Regelbau 31“ und einem Gruppenunterstand „Regelbau 10a“. Beide Bunker wurden in der Ausbaustärke B alt (1,5m Wand und Deckenstärke) errichtet. Der Kommandostand „RB 31“ erhielt die taktische Baunummer 370, der kleinere Unterstand „RB 10a“ die Baunummer 371. Der Standort dieser beiden Befestigungsanlagen liegt gut 9 Kilometer hinter der zweiten Hauptkampflinie bei Simonskall und Raffelsbrand. Ende des Jahres 1944 kam es zur „Schlacht im Hürtgenwald“, welche auch unter dem Namen „Allerseelenschlacht“ traurige Berühmtheit erlangte. Im Verlaufe der schweren Kampfhandlungen verloren ca. 70.000 Soldaten auf amerikanischer und deutscher Seite ihr Leben. Im Schutze des Regimentsgefechtsstand befehligte die deutsche Kommandoebene des hiesigen Westwallabschnitts alle Verteidigungsmaßnamen. Dazu gehörte unter anderem, die Verarbeitung des Informationsflusses über Stärke und Verlauf von Kampfhandlungen, sowie die Artillerieleitung. Ein aktives Eingreifen in bewaffnete Auseinandersetzungen konnte aus einem Regelbau 31 nicht geleistet werden, da auf extern wirkende Waffenstände bei diesen Regelbautyp vollständig verzichtet wurde.


Der „Regelbau 31“
Der Regimentsgefechtsstand besitzt eine rechteckige Grundfläche mit den äußeren Abmessungen von ca. 7,50 x 20,00 Metern. Die innere Aufteilung des Bunkers weist acht Räume auf, wobei zwei Räumlichkeiten nahezu identisch sind. Um die reibungslose Funktion des Regelbau 31 zu gewährleisten war eine Besatzung von 32 Mann vorgesehen.

Räum(e) 1 „Gasschleuse(n)“
Die lediglich spiegelverkehrt zu einander konstruierten Gasschleusen, direkt hinter den zwei Hauptzugängen, dienten (wie der Name schon vermuten lässt) hauptsächlich dem Giftgasschutz. Hier boten je zwei gasdicht verschließbare Scharten die einzige Verteidigungsmöglichkeit des Regelbau 31. Die mittels Handfeuerwaffen zu verteidigenden Scharten erhielten ihre Ausrichtung je auf einen Eingang und ins Innere der Schleuse.

Raum 2 „Hauptschleuse“
Die Hauptschleuse erschwerte als zusätzliche Barriere die Erstürmung der Befestigungsanlage. Im Falle einer Explosion innerhalb der Gasschleusen (durch Handgranaten oder ähnlichem), sollte dieser Raum die Bunkerinsassen vor Splitter- und Druckentwicklung schützen. Auch die hier verbauten Panzertüren schlossen vollkommen gasdicht.

Raum 3 „Kommandantenraum“
Der Befehlsstand und Arbeitsplatz des Kommandanten und seines Stellvertreters. Von hier aus kamen alle Befehle, egal ob beim normalen Tagesbetrieb oder im Gefecht. Im Vergleich zur restlichen Bunkeraufteilung und dessen Belegung, konnte der Kommandant einen unverhältnismäßigen Platzkomfort genießen. Wie in den Räumen 4, 6, und 7 befindet sich auch hier eine der Verteidigungsscharten.

Raum 4 „Offiziersraum“
Der an den Kommandantenraum angrenzende Offiziersraum beherbergte neun Personen in Etagenbetten. Um Tags über ausreichend Sitzmöglichkeiten zu schaffen, konnten je die oberen beiden Bettgestelle hochgeklappt werden. Ein kleines Privileg der Offiziere war, die Möglichkeit der Räumlichen Abgrenzung durch eine Tür.

Raum 5 „Schreibstube“
Die Schreibstube besitzt eine direkte Anbindung an das gasdichte Schleusensystem des Regelbau 31. Jeder der den Bunker betreten oder verlassen wollte, musste durch diesen Raum, der auch als Bunker-Wache fungierende. Bis zu sechs Soldaten waren hier nachts untergebracht. Gegen externe Gasangriffe verfügte das Bauwerk über eine Lüftungsanlage mit integrierter Filterung der Atemluft.

Raum 6 „Melderraum“
Alle eintreffenden Meldungen der umliegenden Bunkergruppen wurden hier bearbeitet und ausgewertet. Ursprünglich stellte auch dieser Raum, das Nachtquartier von weiteren neun Personen da. Die Diensthabende Besatzung des Betonklotzes musste in den beengten Verhältnissen, auf jeglichen gewonnen Luxus verzichten.

Raum 7 „Nachrichtenraum“
Der Nachrichtenraum des Gefechtsstands „RB 31“ war mit der zu damaliger Zeit modernsten Kommunikationstechnik ausgerüstet. Über Erdkabel konnte zu jeder Zeit mit dem Festungsfernsprechnetz des Westwalles, sowie des öffentlichen Reichspostnetz kommuniziert werden. Eine weitere Besonderheit des Bunkers stellte der sich in diesem Raum befindliche Notausgang dar. 

      

       

Der hier vorgestellte Regelbau 31, wurde im Zuge der vorrückenden Alliierten Pioniere gesprengt. Wie unschwer auf den Fotos zu erkennen, birgt das Bauwerk ein erhebliches Verletzungspotenzial. Eine Unachtsamkeit genügt, um sich an den zum Teil extrem spitzen Armierungseisen, erhebliche Verletzungen zuzufügen. Eine weitere (unnötige) Gefahrenquelle, stellen die uns längst vertrauten Müllanhäufungen dar. Ein unbedachter Schritt, kann leicht zum umknicken des Fußes führen, oder Spitze Gegenstände können sich ihren Weg durch die Schuhsohle direkt in den Fuß bahnen. Aus diesen Gründen können wir nur dringend davon abraten, demilitarisierte (gesprengte) Bunkerruinen zu betreten.

Trotz aller Gefahrenquellen, ist es meines Erachtens dringend notwendig solch geschichtsträchtige Objekte zu erhalten. Gerade die Reste, der Westwallbunkerkette stellt ein monomentales Zeugnis Nationalsozialistischer Ideologie, Propaganda und Größenwahn da. Hier können folgende Generationen greifbar miterleben, wozu Hass und Fremdenfeindlichkeit führen kann. Einen weiteren Aspekt bietet der Schutz bedrohter Tierarten. Die Bunkerruinen bieten mittlerweile ein selten gewordenes Refugium für zahlreiche Tiere. Dazu zählt eine unglaubliche Artenvielfalt von Amphibien und Säugetieren, die solche Trümmerberge zur Überwinterung oder Aufzucht ihres Nachwuchses nutzt. So wurde sogar die extrem seltene Wildkatze an demilitarisierten Westwallbunkern nachgewiesen. Es wäre schön dieses zu berücksichtigen, wenn es wieder einmal heißt: Abriss oder Erhalt... 

Feuersalamander im Westwallbunker       
Wir danken Euch...

Rechte

Fotoshooting – Regelbau 31 „Hürtgenwald-Bergstein“
Auf Westwall Tour waren – Bergmann, Eismann, Lumenmann und Elke
Fotos – Bergmann, Eismann, Lumenmann
Text – Bergmann
Zeichnung – Bergmann
Online Arbeit – Bergmann
Ehemalig geschrieben für www.untertage-übertage.de, 2010