Ein neues Buch über die Gruben im Erzrevier Bensberg wurde im Bergischen Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe vorgestellt.

Bensberg - „Viele Touristen fragen danach, was es mit dem Bergbau in Bensberg auf sich hatte“, weiß Museumsleiter Wolfgang Vomm. Sie könnten sich nicht vorstellen, dass es in diesem städtischen Umfeld einst Blei- und Zinkerzgruben gab. Auch vielen Gladbachern, gerade der jüngeren Generation, ist die Vorstellung fremd. „Dabei wurde die Entwicklung der Stadt ganz wesentlich vom Bergbau mitgeprägt.“

Ein neues Buch, herausgegeben vom Förderverein des Bergischen Museums für Bergbau, Handwerk und Gewerbe, will dieses Kapitel der Bensberger Geschichte stärker ins Bewusstsein bringen. Unter dem Titel „Die Gruben auf den Gangerzlagerstätten im Erzrevier Bensberg“ beschreiben Gerhard Geurts, Herbert Ommer und Herbert Stahl detailliert die Entwicklung des hiesigen Bergbaus. Schwerpunkt ist seine Blütezeit und der daraus resultierende Aufschwung Bensbergs, das zwischen 1853 und 1871 von 6057 auf 9308 Einwohner wuchs. Aber auch die dramatischen wirtschaftlichen und sozialen Folgen des Niedergangs in den 1920er Jahren werden analysiert.

Bei der Buchvorstellung im Museum, bei der neben Vomm auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach und der Fördervereinsvorsitzende Walther Schiebel den Einsatz der Autoren lobten, berichteten die Heimatforscher über ihre Arbeit. Vier Jahre lang haben sie Fakten und Fotos, Zeichnungen und Zeitzeugenberichte zusammengetragen und ausgewertet. „Die Recherchen waren oft sehr mühsam“, berichtete Geurts. So mussten sie zahlreiche Archive durchforsten, das Gelände begehen und alte Dokumente studieren. Ommer sagte: „Die Arbeit hatte zum Teil kriminalistischen Charakter.“

Trotz der schwierigen Kleinarbeit verzichten die Autoren auf ein Honorar. Der Erlös aus dem Verkauf des Buches, das von der Paffrather Raiffeisen Bank und Oevermann Networks gesponsert wurde, soll der Bergbau-Abteilung des Museums zugute kommen. Begründet ist so viel Engagement mit teils sehr persönlichen Motiven. „Ich bin auf der Grube Weiß aufgewachsen“, sagt Herbert Stahl, der in dem Buch seine Erlebnisse als Sohn eines ehemaligen Hauers schildert.

Der Band wendet sich sowohl an Leser mit Interesse an Heimatkunde, Wirtschafts- und Sozialgeschichte als auch an Menschen, die sich vor allem für technische und kulturhistorische Aspekte des Themas interessieren. Den Anfang macht die Geologie. So setzt das erste Kapitel bei der Entstehung des Rheinischen Schiefergebirges vor etwa 325 Millionen Jahren an. Herbert Ommer beschreibt die Entstehung der Gesteine und Gangerzlagerstätten.

Im Anschluss daran stellt Stahl verschiedene Thesen über den Ursprung des Bensberger Bergbaus vor. Am wahrscheinlichsten sei, dass er vor etwa 700 bis 1000 Jahren begonnen habe. „Der früheste schriftliche Nachweis geht auf eine Urkunde vom 23. August 1512 zurück“, schreibt Stahl.

Weit besser belegt ist die Geschichte von den 13 Gruben, deren Darstellung in dem Buch einen breiten Raum einnimmt. Detailreich werden Betrieb, Anlagen und Relikte der Grube erläutert und mit historischen Fotos und Zeichnungen bebildert. Weitere Kapitel widmen sich den Besitzverhältnissen der Gruben, der Erzaufbereitung und den Hüttenwerken. Geurts beleuchtet den Alltag der Bergleute, die nach ihrer harten, gefahrvollen Arbeit Gemeinschaft und Solidarität pflegten. Den Abschluss macht ein umfangreiches Glossar. Es klärt Fachbegriffe und macht das Buch so auch für Laien gut verständlich.

Für Geurts, Ommer und Stahl ist die Forschung noch lange nicht abgeschlossen. Ein weiteres Buch ist in Planung. „Es soll die Lagerstätten der Paffrather Kalkmulde aufarbeiten“, verrät Geurts.

Das Erbe des Erzes, Band 2: Die Gruben auf den Gangerzlagerstätten im Erzrevier Bensberg , 336 Seiten, 170 Abbildungen, ISBN: 3-00-014668-7, Preis: 24 Euro. Band 1 der Reihe befasst sich mit der Grube Weiß.

(KStA)

Quelle:
Kölner Stadt-Anzeiger