Kategorie: Erzgebirge
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Das alte Kalkbergwerk Herold

Das Kalkwerk Herold war ein Kalk-Bergwerk im heutigen Ortsteil Herold der sächsischen Stadt Thum im Erzgebirge

 

Der Kalkbergbau in Herold muss weit vor dem 18. Jahrhundert begonnen worden da berichtet doch der Chronist Christian Lehmann in seinem Historischen Schauplatz über den Kalkabbau in Herold und Venusberg:

„Zu Fenßberg auf dem Wiltzschberge und zum Herold auff dem Schafberg sind auch reiche und mächtige Kalck-Brüche zu finden. Der Fenßbergische ist sehr weiß, ergiebig und zum bauen sehr bequem, auch feste, und weil er sehr am Tage liegt, ohne Kosten leicht und in grosser Menge zu brechen; der er Herolder aber ist etwas graulicht, und dienet und dienet nur zum mauren und auf die Felder, nicht aber zum bewerffen und weissen, liegt auch etwas tief, und ist schwer zu gewinnen, daher man sich oft des Kalks von Crottendorf erholet. Er muß mit Pulver und Feuer gewältiget, 6 Tage und Nacht gebrant werden, ehe er gar wird und ausgestossen werden kan, wie dann jährlich an 2 Orten auff 9 biß 10 Ofen ausgestossen werden, und wird meistens zu Dünge auf die Aecker verführet.“

 

So lässt sich daraus schließen dass spätestens im 17. Jahrhundert mit dem Bergbau in Herold begonnen wurde. 1751 gehörte das Kalkwerk zum Rittergut Thum. Da gab es später dann um 1817 in Nieder-Herold bereits verschiedene herrschaftliche Kalkbrüche. Bis 1854 förderte man den Kalk in Tagebau bis man dann in die Stollenförderung und Schachtförderung überging. Über die Jahre förderte man immer mehr Kalk. Der Transportweg vom Schacht zum Ofen war extrem kurz. 1860 wurden dann die 2 Kalkbrennöfen in Betrieb genommen und waren bis 1964 im Einsatz. Zwischen 1903 und 1909 hat man dann aber auch wieder kurzzeitig im Tagebau abgebaut. Eduard Böhme war ab 1907 vom Kalkwerk der neue Besitzer. Er modernisierte bereits kurze Zeit später viele Arbeitsschritte. Er ließ ein Maschinengebäude für einen Kompressor, der die im Grubengebäude benötigte Preßluft erzeugen sollt, errichten und ließ die Grubengebäude darauf hin auf Pressluft umrüsten. Zusätzlich ließ er eine Brecherei und Klassiererei westlich der Brennöfen für einen differenzierten Gebrauch bauen. Durch die Modernisierung konnte nun kostengünstiger und besser gearbeitet werden. Die Leistung stieg enorm.

 

Im zweiten Weltkrieg wurde das Kalkwerk teilweise bzw. ganz gesperrt und man begann 1944 mit dem Aufbau einer Flugzeugfabrik für Junkers durch die Wehrmacht im Bereich der 43-Meter-Sohle. Für die Arbeiten wurden über 750 sowjetische Kriegsgefangene eingesetzt die aber das geplante unterirdische Werk mit seinen Stollen nicht mehr fertig gestellt haben. Die Anlage wurde durch die Rote Armee gesprengt und das Tagesfallortmundloch ebenfalls zerstört. Daher ruhte der Abbau des Kalkes bis 1946. Ab 1946 ging das Werk dann in die Verwaltung des Kreises Annaberg über und es erfolgte ein Wiederaufbau des Kalkbergwerkes. Die Schächte wurden wieder abgeteuft und man begann wenig später wieder zu fördern. Ab 1949 wurde das Wirtschaftsunternehmen von Annaberg überführt und trug ab da an die Bezeichnung KWU Kreis Annaberg Kalk- und Marmorwerk Herold. Mit der Gründung des Kreises Zschopau 1953 wurde das Werk zum Volkseigenen Betrieb VEB und kam 1964 als Betriebsteil zum VEB Kombinat Vereinigte Kalkwerke Oberscheibe. Dieses Kombinat begann dann 1966 auf der 54m Sohle mit der E-Lok Förderung. Viele ehemalige Handarbeiten wurden zusätzlich auf Maschinenbetrieb umgestellt. Das Werk förderte bis 1979 das inzwischen wirtschaftlich unrentable Werk wurde dann stillgelegt und man begann mit dem rauben von allen metallischen Einbauten. Seit dem 31. Mai 1985 steht in dem ehemaligen Bergbaubetrieb alles still - die Gebäude waren weitgehend dem Verfall ausgesetzt. Jetzt drängt die Zeit. Das Kalkwerk in Herold ist eines der größten Industriedenkmale. Doch das Kalkbergwerk Herold wurde teilweise abgerissen! . Ab 1989 war das Herolder Kalkwerk im Besitz der Westsächischen Steinwerke GmbH die 1990 den Schacht verwahrte. Ein Jahr darauf ging das Werk an die Erich Schönherr GmbH und 1995 in die Hände der Gemeinde Herold über. Dies ist heute ein Ortsteil von der Stadt Thum.

 

Die Kalköfen und einige Gebäude können heute von der kleinen Straße aus angeschaut werden. Die Gebäude sind im privat Besitz und können selbst nicht besichtigt werden. Von den ehemaligen Stollen und Tagebau ist heute kaum noch was zu erkennen, selbst der Schacht ist kaum noch zu entdecken.

 

Kalkwerk Herold